Alt oder neu?

Firewire und USB
Zu wenig RAM
Zu kleine Festplatte
G4?

Erfahrungen mit Hardwareupdates beim beigen Mac G3

Viele Musiker haben sich – so scheint es zumindest – vor zwei bis drei Jahren einen beigen Mac G3 angeschafft, der nun so langsam "in die Jahre kommt". Ich gehöre auch dazu und mein zweieinhalbjähriger G3/266 erfüllte zwar noch immer die meisten musikalischen Softwareanforderungen, doch beim Sprung auf Video wurde ich brutal gebremst. Und bald merkte ich, dass noch einiges mehr fehlte, resp. von der technischen Entwicklung überholt worden war.

Anderseits war ich sehr zufrieden mit meinem Beigen, hatte das Gefühl, einen zuverlässigen Computer erstanden zu haben. Und vor allem hatte ich meine ganzen MIDI-Geräte über den Modem-Port und den CD-Brenner am SCSI-Port angeschlossen – alles funktionierte bestens … und das wollte ich nicht aufgeben.

Dies und der anstehende finanzielle Aufwand für einen neuen Mac liessen mich das ganze überdenken. Nach längerem Recherchieren entschloss ich mich, meinen "Alten" aufzumotzen.

Schauen wir uns die "Probleme" einzeln an.

Problem 1: Der fehlende Firewire Port

Wer mit DV (digital Video) arbeiten will, benötigt einen Firewire Port. Doch nicht nur DV arbeitet mit Firewire, inzwischen gibt es CD-Brenner, Scanner, externe HDs – und neuerdings auch (oft unter dem Namen mLan) Audio-Hardware. Diese steckt zwar momentan (Feb. 2001) noch in den Kinderschuhen, doch darf mit einer lawinenartigen Verbreitung gerechnet werden. Die von Apple entwickelte Firewire-Schnittstelle ist auch als IEEE1394 oder iLink (Sony), im Audiobereich als mLan (Yamaha) oder IEC 61883-6 bekannt. Ihr wird in diversen Gebieten eine grosse Zukunft vorausgesagt.

Problem 2: Der fehlende USB Port

Ein kleineres Problem, da wir ja MIDI immer noch problemlos über den alten seriellen (Modem-) Port benützen können. Ein Vorteil der beigen G3s: Alles alte läuft noch! Doch wer möchte nicht auch gerne teilhaben an der "Revolution" der günstigen USB-Accessories. Im weiteren gibt es momentan mehrere externe Audiogeräte, die über USB mit dem Computer kommunizieren. Ob die allerdings bald durch Geräte mit der wesentlich schnelleren mLan (FireWire)-Verbindung ersetzt werden, bleibt abzuwarten.

Die Lösung

Probleme 1 und 2 können einfach mit PCI-Karten gelöst werden. Die meines Erachtens beste Lösung bietet eine Kombikarte, wie sie von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Kostenpunkt in den USA: ab rund 100 $ ist man dabei. Die Kombikarte hat den Vorteil, dass man nur einen der drei Slots besetzt.

Ich entschied mich in diesem Fall für die (damals einzige) Kombikarte von Orange Micro, die zwar etwas teurer ist, doch gleich noch mit interessanter Software, nämlich Premiere LE 5.1, ausgeliefert wird. Erfahrung: Zu Beginn hatte ich einige Probleme mit den Treibern, doch mit OS 9.0.4 und den neusten Firewire- und USB-Treibern von Apple läuft alles perfekt. Ich benütze regelmässig einen Sony (PAL) und einen Canon (NTSC) DV Camcorder. Am USB Port betreibe ich zur Zeit nur eine optische Maus.

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Problem 3: Zu wenig RAM-Speicher

Der G3 kam original mit 32 MB ausgerüstet. Das reicht für keine anständige Software mehr, da schon die Systemsoftware – für viele neue Anwendungen, aber vor allem für Firewire und USB muss es 9.0.4 sein! - schnell die 32 MB aufbrauchen kann. Wer in seinem Audio-Sequenzer mit VST Plug-Ins arbeiten will, benötigt mindestens 160 MB, also zumindest ein zusätzliches 128 MB DIMM zu den vorhandenen 32 MB. Doch auch dies bringt viele Programme schnell an den Rand des Möglichen. Sollen z.B. die Wizoo-Drums des LM-4 und noch einige Effekte zur Verfügung stehen, sollte man seinen RAM-Speicher so gross wie möglich gestalten. Nichts ist ärgerlicher als ein Kreativitätsstopp wegen technischer Einschränkungen!

Die Lösung

Laut Handbuch kann man in einem beigen G3 maximal 3 x 128 MB einbauen. Das galt damals, ist jedoch heute überholt. Es werden momentan für unter 100 US$ 265 MB RAM DIMMs für den beigen G3 angeboten, die einen maximalen Speicherausbau von 768 MB ermöglichen. Doch es muss ja nicht gleich das Maximum sein. Ich hatte meine drei Plätze schon mit einem 32 MB, einem 64 MB und einem 128 MB DIMM besetzt, musste also die 32 MB opfern, um einen 256 MB DIMM einsetzen zu können. Doch der Geschwindigkeitszuwachs war frappant, abgesehen von der Möglichkeit, mehrere Programme gleichzeitig offen zu halten und auch RAM-gierige Plug-ins zu verwenden. Bei diesen Preisen ist "zu wenig RAM" keine Entschuldigung mehr und die zusätzlichen 256 MB (nun stehen mir 448 MB zur Verfügung) brachten für mich den spürbarsten Geschwindigkeitszuwachs.

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Problem 4: Zu kleine Festplatte

Der G3 wurde damals meist mit einer 6 GB Festplatte ausgeliefert. Für Audio reicht dies eine gewisse Zeit lang, doch irgendwann mal wird's knapp und zudem ist die mitgelieferte Festplatte nicht eben der schnellsten eine.

Die Lösung

In den meisten Fällen (genaueres bei der XLR8-Website, siehe am Schluss) kann man problemlos eine zweite interne Festplatte montieren – es ist alles dazu vorbereitet, ausser dem Flachbandkabel, das mit einem längeren ersetzt werden muss, das zudem einen weiteren Mehrfachstecker enthalten muss.

Die zusätzliche Harddisk sollte nun wirklich gross (nicht unter 20 GB!) und schnell sein, wobei die Umdrehungszahl nicht unbedingt schlüssig Auskunft über die Zugriffsgeschwindigkeit gibt. Ich habe hervorragende Erfahrungen sowohl mit einer IBM 25 GB als auch mit einer Maxtor 40 GB Festplatte gemacht. Die IBM benütze ich für Audio, die Maxtor für Video.

Ja, ich habe nun drei interne Festplatten: Ich opferte den internen Zip Drive (Zip raus, Festplatte rein!), der ohnehin (unerklärlicherweise) enorm langsam operierte. Im weiteren besass ich noch einen externen SCSI ZIP Drive, der viel zuverlässiger ist. Da die Festplattenpreise beinahe stündlich fallen, will ich mich zu diesen Preisen nicht äussern, sonst ärgere ich mich höchstens darüber, wie viel ich noch bezahlt hatte.

Natürlich gibt es externe Firewire-Festplatten, die für Audio zu funktionieren scheinen (es sind ebenfalls ATA-HDs, einfach mit einem zusätzlichen Firewire-Interface), doch habe ich mehrfach und von verschiedenen Seiten gehört, dass die interne Lösung nicht nur die billigere, sondern auch die zuverlässigere sei. Wer jedoch seine Musik auf verschiedenen Macs (oder gar PCs) bearbeiten will, ist mit einer externen Firewire-HD bestens bedient.

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Problem 5: Zu langsamer Prozessor

Es wäre schon schön, wenn man einen schnelleren Prozessor hätte … und da gewisse Audiosoftware (wie z.B. Logic) von der Altivec-Option des G4 profitiert, wäre es doch …

Für mich wurde der Prozessorwechsel notwendig, als ich mit DV arbeiten wollte. Da war mein G3/266 eine Spur zu langsam. Ab 300 MHz soll's funktionieren, doch wenn schon, denn schon …

Die Lösung

Noch bevor im Januar 2001 die neuen schnelleren G4 Maschinen auf den Markt kamen, purzelten die Preise der langsameren G4, so dass ich mir für rund 300 US$ einen solchen leistete. Der Geschwindigkeitszuwachs für Audioprogramme war nicht so gross, wie ich erwartet hatte, doch für die Videosoftware hatte ich nun genügend Power. Wer also ausschliesslich mit Audio arbeitet, benötigt nicht unbedingt einen G4!

Der Einbau ist simpel und kann von jedem einigermassen technisch Begabten in rund 10 Minuten selber durchgeführt werden. Danach wollte ich wissen, was ich denn mit meinem G3 Prozessor anfangen konnte. Nichts! Der Marktwert liegt bei rund 20 $ - falls man einen Interessanten findet. Möchte man den G3 in einen älteren Power Mac einbauen, benötigt man eine spezielle Karte, die immer noch mit rund 150 $ zu Buche schlägt.

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Und nun?

Das Ergebnis ist erfreulich! Natürlich habe ich noch einmal rund 1500 Franken in meinen beigen G3 investiert, doch habe ich nun (und wie schon im NAMM Bericht erwähnt "zum ersten Mal") das Gefühl, dass mein alter Computer weitere (mindestens zweieinhalb) Jahre mit mir verbringen wird – vielleicht auch mehr, wer weiss. Und vor allem habe ich das beste aus allen Welten: Seriell und SCSI aus der alten, Firewire und USB aus der neuen. Und zudem gibt es immer wieder Situationen, bei denen ich froh bin ein Diskettenlaufwerk zu haben.

Nachteile?

Sicher! Wer in Altes investiert, muss auch gewisse Nachteile in Kauf nehmen. Da wäre z.B. die BUS-Geschwindigkeit, die man durch ein solches Upgrade nicht verbessern kann; die ist und bleibt 66,8 MHz – die G4 Mac haben eine BUS Speed von 100 MHz. Den grössten Nachteil sehe ich jedoch im alten und langsamen Ethernet-Anschluss. Auch der kann mit einer zusätzlichen Karte behoben werden, doch dann muss man sich wirklich langsam fragen, wo der finanzielle Vorteil noch liegt.

Das Hauptargument FÜR die Investition war und bleibt für mich die Weiterverwendbarkeit aller Peripherie. Und wenn ich mit dem Ausbau eine oder gar zwei weitere Computergenerationen überspringen kann, hat sich die Sache für mich gelohnt.

Zusammenfassend

Der erste Schritt ist "mehr RAM". Das hilft jedem beigen G3-Mac auf die Sprünge. Der Geschwindigkeits- und Flexibilitätszuwachs ist enorm, der finanzielle Aufwand relativ gering.

Der zweite Schritt ist die zusätzliche Festplatte. Einige der ersten G3s sind nicht dafür vorbereitet, doch bei den meisten geht's problemlos.

Die dritte Erweiterung wäre die Firewire/USB-Karte, die allerdings bedingt, dass man mit OS 9.0.4 (oder höher) arbeitet (auch wenn das nicht überall klar gesagt wird). Wieso ich OS 9.1 nicht erwähne? Ich arbeite mit Epson Druckern, und die werden unter 9.1 (noch) nicht unterstützt.

Erst der letzte Schritt ist der Einbau des schnelleren Prozessors und hängt ganz von den Softwareanwendungen ab, die man benützt oder zu benützen gedenkt. Nur wenige Programme profitieren momentan von der Altivec-Technologie (u.a. Photoshop, Final Cut Pro, und eben Logic Audio).

Wer sich noch weiter im Detail informieren möchte, vielleicht ein anderes Mac Modell aufzurüsten gedenkt oder andere Alternativen kennenlernen möchte, erhält alle Informationen auf einer hervorragenden Website, die nichts anderes beinhaltet als das Aufmotzen von Macs. Übrigens kann ich aus eigener Erfahrung auch einen der Sponsoren dieser Website, OWC, als Internet-Lieferanten (auch nach Europa) wärmstens empfehlen: www.xlr8yourmac.com/

Christian Hunziker

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