Raubkopien

Seit dem es Computerprogramme gibt, gibt es auch illegale Kopien der Originalprogramme. Mit Raubkopien wird mittlerweile so selbstverständlich umgegangen, dass sogar Menschen, die ansonsten keiner Fliege was zu Leide tun würden, den eigenen Computer voller Raubkopien haben und oftmals nicht einmal das Betriebssystem ihr Eigen nennen können.

Da das Verhalten vieler Raubkopierer in den letzten Monaten an Dreistigkeit zunahm, und auch wir von der MusicFarm dies zu spüren bekamen, möchte ich mit diesem Bericht einfach einmal etwas Dampf ablassen. Ob das jemanden interessiert, oder gar umstimmt, ist mir ehrlich gesagt egal.

Kannst es ja mal ausprobieren

Mit solchen oder ähnlichen Worten wurden vor vielen Jahren Programme weitergegeben. Damals noch auf Diskette, etwas später dann auf CD. Ein Freund oder Bekannter überreichte einem die Kopie eines Computerprogramms. Entweder hatte dieser die Software selbst von einem Freund mit den Worten "Gib es aber bitte nicht weiter" erhalten, oder war sogar der legale Besitzer der Software, der wegen der dicken Freundschaft "eine Ausnahme" machte und die Software weitergab.

Kopierschutz und Computer Clubs

So machten bereits vor dem Internet Zeitalter Computerprogramme ganz schnell die Runde. Die Industrie reagierte sofort und versah die eigene Software mit Kopierschutzsystemen, welche in der Regel aber ganz schnell von findigen Programmieren geknackt wurden. Es stellte sich schnell heraus, dass auch der beste Kopierschutz schnell geknackt wurde und die Industrie wieder nachbessern musste. Die Nachbesserung wurde wieder geknackt und die Industrie legte wieder nach usw. usw. Manche Anwender, oftmals sogar in Computer Clubs organisiert, machten sich einen Sport daraus, die Kopierschutzsysteme der Hersteller zu knacken und die geknackten Versionen in Umlauf zu bringen. Voller Stolz über ihre illegale Tat wurden oft sogar die Startbildschirme der Programme verändert. Schliesslich sollte der Computer Pöbel auf der Strasse ja wissen, wem er die illegale Kopie zu verdanken hatte. So nach dem Motto: „XXX-Computerclub proudly presents .."

Das Internet - Alles gerät ausser Kontrolle

Nach dem Siegeszug des Internets und den kostengünstigen Internetzugängen wie Flatrates, geriet die Raubkopiererei komplett ausser Kontrolle. Man musste keinen Kollegen mehr haben, welcher einen mit frischer Software versorgte, auch brauchte man keine Disketten oder CDs mehr austauschen. Einfach nur downloaden ist nun angesagt. Auf speziellen Internetseiten findet das Jäger-und-Sammler-Herz nun alles was es braucht. Dank Flatrates kann man sich auch Software mit mehreren Hundert Megabytes vom Netz holen. Alles kein Problem mehr.

Mittlerweile werden Programme so schnell geknackt und als illegaler Download angeboten, dass man fast schon dämlich ist auf den offiziellen Release des Herstellers zu warten. Mir sind Fälle bekannt, in denen geknackte Software bereits auf dem Netz war, noch bevor der Hersteller mit der offiziellen Auslieferung begonnen hatte.

Manchmal ist es sogar so, dass Raubkopien von den Crackern von Bugs gesäubert werden, also besser laufen als das Original. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Kleine Softwareschmieden z.B. aus dem Musikbereich haben vielleicht 20 – 30 Programmierer beschäftigt. Der Rest der (Computerspezialisten-)Welt hält hier dagegen. War es damals schon eine Art Sport Programme zu knacken, ist es heute eine Art Hochleistungsport. Neben der liebevollen Änderung der Startbildschirme ist es nun auch zur Aufgabe der Cracker geworden Programmfehler zu beseitigen. Eine kaputte Welt!

Kavaliersdelikt?

Es ist kaum zu glauben wie selbstverständlich in der heutigen Zeit mit Raubkopien umgegangen wird. Ansonsten ehrliche Menschen werden hier zu Kriminellen und haben dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Dazu ein paar Beispiele:

Ein Bekannter, welcher ein Studio besitzt und damit seinen Lebensunterhalt verdient, arbeitet mit Cubase SX und sehr vielen Plug-Ins. Gekauft hat er weder Cubase noch die Plug-Ins. Sein Argument: "Mich nervt der Kopierschutzschlüssel von Cubase; ich könnte den ja mal vergessen, oder er wird beschädigt. Da ist mir der Crack lieber".

Nicht selten kamen Leute zu mir (oder schrieben an die MusicFarm) und wollten Beratung für ein Musikprogramm wie Logic, Cubase oder Cakewalk. Ich merkte schnell, dass die User das Programm nicht offiziell erworben hatten. Auf meine Frage, ob sie das nicht tun wollten, erhielt ich nur die Antwort. "Ach, ich musste mir erst einen neuen Rechner oder Synthesizer kaufen und nun habe ich gerade kein Geld für die Software. Ich komme aber ganz bestimmt wieder und kaufe das Programm". Ganz bestimmt wieder ist eigentlich so gut wie keiner gekommen.

Aus sicherer Quelle weiss ich, dass die Supporthotlines der einzelnen Softwarehersteller von vielen Usern frequentiert werden, die das Programm nicht einmal legal erworben haben. Man stelle sich das einmal vor! In Zukunft wird man wohl, nachdem man ein Auto gestohlen hat, zu dem beklauten Händler gehen und die erste "Gratisinspektion" einfordern. Ist auch nichts anderes!

Schauen Sie mal in Ebay nach; hier finden Sie die ganz unverschämten. Immer wieder sieht man Angebote wie "Die Mega Musik CD!!! Auf einer CD finden Sie die drei angesagten Sequenzerprogramme Cakewalk, Cubase und Logic für nur EUR 99,--". Dass eine solche CD sicherlich nicht vom Hersteller kommt, liegt auf der Hand. Meine Meinung: Solchen Verbrechern, die sich an der Arbeit anderer bereichern, sollte man für immer den Strom abschalten!

Manche Leute holen sich Kopien aus dem Internet um eine Software vor dem Kauf zu probieren. Damit kann man leben, wenn nachher wirklich gekauft wird und es keine aussagekräftige Demo des Programms gibt.

Die Konsequenz

Einige Softwarehersteller haben mittlerweile ihren Support auf teure 0190er Nummern umgestellt um a) sich die Raubkopierer vom Leib zu halten und b) falls a nicht funktioniert, wenigsten am Support zu verdienen. Eigentlich keine gute Lösung, denn bestraft wird am meisten der ehrliche User. Das ist absolut nicht gut so, aber wissen Sie eine bessere Lösung?? Geht es uns im täglichen Leben nicht auch so. Gehen nicht ständig Versicherungsbeiträge oder Krankenkassenbeiträge auch deshalb in die Höhe, weil es schwarze Schafe gibt?! Und finanzieren müssen wir alle das?

Vielleicht sind diese Zeilen für für den einen oder anderen Leser ein Denkanstoss, etwas anders mit dem Thema Raubkopien umzugehen. Ich finde, man sollte sich seine Software genauso kaufen, wie seinen Synthesizer, seine Gitarre oder sein Schlagzeug.

Und ein weiterer positiver Nebeneffekt: Man hält sein Equipment dadurch überschaubar und kommt somit auch dazu, wofür man es braucht. In unserem Fall: Musik machen!

Christian Deinhardt

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