Mackie HR824

korg triton
Konstruktion
Ausstattung
Im Einsatz
Fazit

Das Problem der idealen Abhöre stellte sich mir erneut, als ich erstmals in Santa Monica eine Musical-CD abmischen sollte. Bis zu diesem Auftrag hatte ich versucht, mit Billiglösungen zu leben, doch waren die Resultate meiner Abmischungen auch dementsprechend. Nun war der erste Auftrag da, und der musste gut klingen, den Auftraggeber überzeugen. Das bedeutete für mich, nach der Möglichkeit mit dem bestem Preis-Leistungsverhältnis zu suchen. Nach ausgiebigen Versuchen mit diversen Modellen in Preislagen bis ca. 2500 US$ für das Paar, kam ich wieder auf das gleiche Ergebnis wie schon im November 1997. Und da mein Auftraggeber mit dem klanglichen Resultat der CD überglücklich ist, bin ich einmal mehr überzeugt, die richtige Entscheidung gefällt zu haben.

Erstmals im November 1996 an der AES vorgestellt gehören die Mackie HR824 eher zu den Oldtimern unter den Aktivstudiomonitoren. Doch seit meinen Ausführungen im November 1997 hat sich nichts verändert. Deshalb gestatte ich mir, hier die wichtigsten Passagen des ausführlichen Testberichts von damals wiederzugeben.

Konstruktion

Das Gehäuse der HR824 ist relativ konventionell aus MDF (hochdichte Spanplatten) gefertigt. Die Frontplatte weist eine Dicke von 25,4 mm, die restlichen Wände von 19 mm auf. Die Seiten der Frontplatte sind abgerundet. Intern ist das Gehäuse mit einer H-förmigen Strebe nochmals verstärkt worden. Erstaunlich, dass die 40 x 25 x 31 cm kleinen Boxen 15 kg auf die Waage bringen.

Die HR824 ist mit zwei separaten Systemen bestückt: Nach der aktiven Frequenzweiche wird das aufgesplittete Signal auf zwei unabhängige Endstufen geführt, die die beiden Lautsprecher in Schwingung versetzen. Der Mitten-Basslautsprecher besteht aus einem Aluminium-Druckguss-Chassis mit einem Durchmesser von 222 mm, während die hohen Frequenzen von einem 25,4 mm-Dometweeter übertragen werden. An der Rückwand wandelt ein elliptischer, passiver Radiator den Hauptanteil der Tiefstfrequenzen und entlastet so den Woofer, was sich einerseits in klaren Bässen und anderseits in geringen Verzerrungen im Bassbereich bemerkbar macht. Der Radiator ist eine (bessere) Alternative zu einem herkömmlichen Bassreflex-System mit entsprechenden Öffnungen in der vorderen oder hinteren Boxenwand.

Auf der Rückseite der Box ist unter einer Blechwand die Elektronik verborgen: Der Bassverstärker hat eine Sinusleistung von 150 Watt an 4 Ohm bei einem Klirrfaktor von gerade mal 0,035%, einem Geräuschabstand von über 102 dB und einer Slew Rate von 35V/µsec. Der Hochtonverstärker bietet eine Sinusleistung von 100 W an 6 Ohm mit den gleichen übrigen Daten.

Jede Box hat ihre eigene Stromversorgung (Euro-Netzkabel). Als Audio-Eingänge sind sowohl eine Jackals auch ein XLR-Buchse vorhanden, die beide sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch belegt werden können.

Die HR824 ist magnetisch abgeschirmt und erlaubt somit das relativ nahe Plazieren von TV- resp. Computermonitoren.

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Ausstattung

Der HR824-Monitor wird ohne Frontabdeckung ausgeliefert. Auf der Vorderseite befindet sich der Netzhauptschalter, über dem sich die Status-LED (Power on) und die Overload-LED befinden. Ein Kompressor nimmt die Funktion des Überlastungsschutzes wahr. Sollten die Leistungsverstärker resp. die Boxenrückwand zu heiss werden, schaltet automatisch eine Thermosicherung die Endstufe ab. Bei Erreichen der normalen Betriebstemperatur gibt sie den Netzschalter wieder frei.

Da jeder Abhörraum anders ist - der ideale Raum ist und bleibt wohl für die meisten unter uns eher ein Traum - hat Mackie dem HR824 verschiedene Anpassungsmöglichkeiten spendiert:

– Je nach Position der Boxen - freistehend im Raum, an der Wand oder gar in einer Ecke - kann man mit dem dreistufigen Acoustic-Space-Schalter die Frequenzen um 100 Hz kompensieren.

– Je nach Hörgewohnheit und Bassverhalten des Raumes ist es angezeigt, die Tiefstfrequenzen zu beschneiden. Dies ist - ebenfalls mit einem Dreipositionenschalter - bei 37 Hz, 47 Hz und 80 Hz möglich.

– Auch bei 10 kHz gibt es eine Einstellmöglichkeit: Neben der 0-dB-Einstellung können die Höhen um 2 dB angehoben oder abgesenkt werden.

Zusätzlich finden wir auf der Rückwand einen Eingangsempfindlichkeitsregler mit einer einrastenden Mittenstellung von -10 dB und einen Power-Mode-Schalter. Letzterer bietet bei eingeschaltetem Netzschalter folgende drei Möglichkeiten an: OFF - der Verstärker ist im Standby-Modus, ON = der Verstärker ist dauernd aktiv, AUTO ON = nach fünf Minuten ohne Signal (kleiner als -45 dB) schaltet der Verstärker auf Standby, wird jedoch sofort beim Eintreffen eines Signals wieder aktiviert; eine praktische Sache, um Strom zu sparen, die Endstufen nicht unnötig zu belasten und die Wärmeentwicklung einzudämmen.

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Im Einsatz

Wie schon erwähnt glauben die meisten von uns ihren Idealmonitor gefunden zu haben, und nichts - ausser dem technischen Fortschritt oder eine hörbare Verbesserung der Musikbeurteilungskriterien - könnte uns dazu bewegen, diese Monitore zu ersetzen.

Die Hörerlebnisse sowohl mit klassischer Musik als auch mit Pop- und Rockproduktionen waren allesamt überwältigend, das Klangbild präzise und klar. Vor allem bei Aufnahmen, die ich mir schon oft und genaustens angehört hatte, fielen mir plötzlich neue Details auf. Auch flache Aufnahmen erhielten plötzlich Tiefe. Bassbetonte Rap-Aufnahmen lassen den Hörer unweigerlich nach dem versteckten Subbass Ausschau halten.

Doch ich wollte mit meinem Urteil nicht alleine dastehen und bat alle Besucher und Gäste, sich doch schnell ihre Lieblings-CD auf den HR824 anzuhören und sich dann über den Soundeindruck zu äussern. Die Urteile bewegten sich zwischen «hervorragend» und «solche Boxen muss ich haben», einer nicht gerade grossen Bandbreite also, und bestätigten meinen Eindruck.

Fazit

Ihre präzise Wiedergabe in allen Frequenzbereichen und die transparente Darstellung der Klangereignisse im Stereobild machen die HR824 zum höchst empfehlenswerten Arbeitsgerät in jedem Tonaufnahmestudio. Aber auch «reine Musikliebhaber» sollten sich diese Klangwandler einmal zu Gemüte führen! Wie ernst Mackie seine Kunden nimmt, zeigt auch die Tatsache, dass die Boxen mit einer ausgezeichneten (englischen) Bedienungsanleitung ausgeliefert werden, die auf einer der 17 Seiten auch die Konstruktionsüberlegungen offenlegt und allgemeine Informationen zur Problematik Monitoring bietet.

Ob Sie auf der Suche nach den ultimativen Studiomonitoren sind oder sich einfach für hervorragende Neukonstruktionen interessieren, hören Sie sich nach Möglichkeit die Mackie-Boxen an: Es sind keine Schönfärber, sondern dreidimensional zeichnende Präzisionswerkzeuge. Das Problem ist nur, dass Sie wahrscheinlich nicht mehr ohne sein wollen (und da sind Sie nicht allein!).

Ist es nicht erstaunlich, dass auch nach rund drei Jahren für mich (und diverse neue Bekannte in der neuen Umgebung) sich nichts verändert hat, alle Aussagen und Eindrücke von damals genau so zutreffen.

Christian Hunziker

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