Bias PEAK 2.1 (Mac)

Christian Hunziker
bias peakWährend Windows-Benützer in den letzten Jahren mit hervorragenden Audio-Editoren verwöhnt wurden – einer davon ist Wavelab 3.0 von Steinberg – mussten sich die Macianer mit weniger attraktiver Software zufrieden geben. Noch vor ein paar Jahren war Digidesigns SoundDesigner II das Mass aller Dinge, doch wurde seine Produktion mittlerweile eingestellt. Der zeitgemässe Ersatz heisst Peak, ist momentan als Version 2.1 verfügbar und überraschte mich alten SoundDesigner User durch einfache Handhabung und Geschwindigkeit.

Peak gibt es auch in einer abgespeckten Version (Peak LE), die für viele Anwender schon genug kann, oder zumindest einen guten Einstieg in die Klangbearbeitungswelt vermittelt. Dieser Test bespricht die Vollversion. Getestet wurde auf einem grauen Power Mac G3/266-A/V mit 224 MB RAM.

Die Möglichkeiten

Die Einsatzgebiete von Peak sind so vielseitig, dass das Anwenderspektrum enorm breit ist. Hier eine Übersicht:

- Aufnahme von Mono- und Stereosignalen, wobei direkt durch Plug-ins aufgenommen werden kann (Korrektur während der Aufnahme).

- Import und Wandlung von Audio-CD-Files in (weiter verwendbare) AIFF-, WAV-, SDII-, QuickTime-, MP3-, Shockwave-, RealAudio-, JAM-Image-, .snd-, Sonic AIFF-, Paris.paf-, sowie Dual Mono-Files.

- Enorm schnelles Bearbeiten der Wellenformen, wobei das Original nur bei einem Überschreiben durch "Save" verändert wird (= nichtdestruktives Editieren mit unbeschränkten Undo- und Redo-Möglichkeiten).

- Unterstützt DAE-, Asio- oder Sound Manager-kompatible Audio-Hardware, bestens geeignet für A/V-Macs.

- Bis zu 24/32 bit, 96/192 kHz.

- Unterstützt Internet-Audioformate MP3, Shockwave und Real Audio (decode und encode).

- Sampler Unterstützung mit ausgezeichneten Loop-Werkzeugen.

- CD-Brennen ab Playlist und/oder Erstellen eines JAM-Files.

- unterstützt Premiere und Audiosuite Plug-ins (TDM-Version auch TDM Plug-ins); VST wird erst ab nächster Version unterstützt.

- Quicktime Movie-Fenster gibt die Möglichkeit zu bildgenauer Synchronisation.

- Batch File Processor erlaubt das automatisierte Bearbeiten von vielen Files nach gleichem Muster.

- Easy Waves, SFX lite und Adaptec Toast sind im Lieferumfang enthalten.

Installation

Da Peak doppelt kopiergeschützt ist, benötigt man zur Installation sowohl eine Seriennummer als auch eine Autorisierungs-Diskette. Doch wenn man genau nach den Instruktionen vorgeht, gibt es keinerlei Probleme.

Die mitgelieferte Zusatzsoftware hat eigene Installationsprogramme, die benötigten Seriennummern und Registrierkarten werden mitgeliefert.

Erscheinungsbild

peak2

Die Arbeitsoberfläche von Peak ist etwas gewöhnungsbedürftig, da das Erscheinungsbild recht eigenwillig ist. Doch wenn man weiss, welche Funktionen man meistens benützen will, kann man sich in kürzester Zeit eine eigene Bedienoberfläche zusammenstellen. audio editor

Jeder Funktion, die sowohl als Knopf mit Icon als auch in einem Menu vorhanden ist, kann auch eine Tastenkombination nach Wahl zugeteilt werden. Das finde ich sehr praktisch, vor allem wenn man gewisse Funktionen schon aus anderen Programmen (z.B. Cubase oder Logic) kennt und nicht umlernen will.

Im Originalzustand befindet sich unter der Apple-Fensterleiste ein Befehlsknopf-Menü, während der untere Bildschirmrand mit den Pegelmetern und einer "Digitaluhr" ausgestattet ist. Dazwischen öffnen sich die zwei Wellenformfenster des gewählten Audiofiles, oben die Übersicht, unten der entsprechende Ausschnitt in der gewünschten Vergrösserung. Das Quicktime-Movie-Fenster sowie eine persönlich definierbare Werkzeugpalette sind sogenannte floating Windows, "schwimmen" also immer obenauf und können nach Bedarf umplaziert oder geschlossen werden.

Recording

Dieser Test erfolgte auf einem grauen PowerMac G3/266 AV mit der eingebauten Audio-Hardware und verlief absolut problemlos. Ich hatte einen einzigen Absturz zu verzeichnen, den ich jedoch kein zweites Mal nachvollziehen konnte. Ob und welche Probleme mit was für Audio-Karten auftreten können, kann ich nicht beurteilen; allerdings findet man im Internet Hinweise, dass Peak nicht mit jeder Hardware so problemlos läuft.

Die Aufnahme über Plug-ins ist sehr komfortabel, wenn man genau weiss, was man will. Je nach Aufgabe ziehe ich persönlich ein Nachbearbeiten vor, denn die Möglichkeiten, mit der bestehenden "trockenen" Aufnahme unendlich viele Experimente durchführen und wieder verwerfen zu können, sagt mir eher zu, als mich schon bei der Aufnahme für eine EQ- oder Kompressor-Einstellung entscheiden zu müssen.

Editing

Die DSP-Werkzeugpalette in Peak enthält neben allen Standardmöglichkeiten wie Fade in, Fade out, Normalize, Sample Rate Konverter, Pitch- und Time-Changer usw. zusätzliche, zum Teil aussergewöhnliche Tools wie Mix (ein kopiertes File mit dem Hauptfile), Modulate (mischt ebenfalls zwei Quellen und ergibt einen metallischen Klangcharakter), Rappifier ("lo-fidelity" Filter), Reverse Boomerang und mehr.

Alle getesteten Werkzeuge ergeben brauchbare bis hervorragende Resultate, können dank der unbegrenzten Undo-Möglichkeit jederzeit wieder rückgängig gemacht werden und eröffnen somit viel Platz für Experimente. Einzig der "Repair Clicks"-Befehl war für mich etwas enttäuschend verglichen mit anderen Produkten.

Wie schon eingangs erwähnt, überraschte mich Peak durch seine schnellen Algorithmen, die Wartezeiten und somit den Kaffeekonsum in absolut erträglichem Masse halten. Und immer wird die restliche Wartezeit in einem Countdown in der Infoleiste angezeigt.

Was die mitgelieferten Plug-ins betrifft, war ich eher enttäuscht: Sowohl Easy Waves als auch SFX lite geben eigentlich nur Appetit auf mehr, d.h. sind rudimentäre Werkzeuge, die die Möglichkeiten von Plug-ins aufzeigen – doch dann müsste man nochmals in die Tasche greifen, um dieses "Mehr" zu erhalten.

Im Laufe dieses Jahres soll man in Peak auch VST-Plug-ins benützen können, was die Möglichkeiten erweitern und die Plug-in-Preise etwas senken dürfte.

Sampler

Peak unterstützt Sample-Austausch über MIDI (Interface und OMS erforderlich) sowie über SMDI (SCSI-Kabel zwischen Sampler und Mac) und verfügt über viele praktische Sample-Bearbeitungs-Werkzeuge.

Da mir für den Test kein Sampler zur Verfügung stand, konnte ich diese Möglichkeiten nicht nachvollziehen, doch sind sie im – übrigens ausgezeichneten - Handbuch im Detail beschrieben.

CDs

Viele Audiofiles werden auf CD geliefert. Peak liest Audio-CDs direkt ein und schreibt davon ein Sound-File nach Wahl, das dann nachbearbeitet werden kann. Die Einlesegeschwindigkeit ist hoch (hängt auch vom CD-ROM-Laufwerk ab).

Um CDs zu brennen kann man die einzelnen AIFF-Files separat speichern oder eine Playlist erstellen. Wer allerdings Red Book taugliche Masters herstellen will, benötigt zusätzlich z.B. JAM (von Adaptec), doch Peak kann direkt JAM-Dateien erstellen.

Peak wird, wie schon erwähnt, mit Toast Pro ausgeliefert, einer Software, die den meisten CD-Brennern beiliegt. Unter den Adaptec Goodies findet man auch den Audio Extractor, der ebenfalls Audio-CDs einliest, allerdings etwas langsamer als Peak.

Und fürs Web

MP3, RealAudio und Shockwave sind Datencompressionsformate, die täglich an Bedeutung gewinnen. Alle drei können von Peak verarbeitet werden, d.h. man kann solche Files sowohl einlesen als auch erzeugen.

Schlussfolgerung

Peak 2.1 von Bias (www.bias-inc.com) ist ein komplettes Audio-Werkzeugset, das dank Plug-ins jederzeit erweitert werden kann. Es läuft stabil, ist enorm schnell und liefert gute Resultate. Der neue Preis von 299 US$ (TDM-Version 499 US$!) macht Peak zu einem attraktiven Angebot.

Sicher gibt es viele Share- und Freeware-Programme, die die einzelnen Funktionen von Peak ebenfalls (vielleicht weniger schnell und/oder weniger elegant) erledigen können, doch kenne ich für den Mac keine andere Software, die alle notwendigen und zudem auch aussergewöhnliche Audio-Aufgaben so elegant und rasant erledigt.

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