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Roland V-Combo VR-760

Performance Keyboard

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Es ist schon eine Weile her, dass mich ein Keyboard so begeistert hat, wie das VR-760 von Roland. Es liess mich sogar beim ersten Kennenlernen auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt die Zeit vergessen und ich testete dieses Instrument damals schon mit wachsendem Vergnügen. Nachdem das VR-760 nun lieferbar ist und ich dieses Instrument ausgiebig getestet und mit anderen Instrumenten verglichen habe, hier mein Eindruck.

Roland VR-760

Das Konzept

Das VR-760 bietet drei verschiedene Soundbereiche, die sich auch untereinander kombinieren lassen. Das sind im Einzelnen die Virtual Tone Wheel-Orgelsounds der Roland VK-Serie, die Pianosektion mit Sounds der FP- und RD-Serien und komplett neuen E-Pianos mit COSM® Amp Modeling und zu guter Letzt die Synthesizer-Sektion. Diese bietet eine kleine aber feine Auswahl wichtiger Sounds, welche über zwei SRX-Boards erweitert werden können. Als Dreingabe hat Roland dem VR-760 noch eine kleine Rhythmuseinheit spendiert. Hier werden 24 Drumpatterns unterschiedlicher Stilrichtungen angeboten und man kann sofort mit entsprechender Schlagzeugbegleitung loslegen.

Gespielt wird das alles über eine 76Tasten Waterfall-Tastatur, welche unter den nicht-gewichteten Tastaturen zur absoluten Oberklasse gehört und ein ausgezeichnetes Spielgefühl bietet.

Ein Registration-Modus erlaubt es eigene Klangkombinationen abzuspeichern und die verschiedenen Controller wie D-Beam, Fusstasterbelegung, Effekte usw. können mit einbezogen werden. Insgesamt 64 Speicherplätze können die eigenen Registrierungen aufnehmen und auf der Bühne wieder schnell und sicher zur Verfügung stellen.

Die Orgelabteilung

Mein persönlicher Favorit ist die Orgelsektion des VR-760. Die Klangerzeugung arbeitet voll polyphon und stellt in der Klangqualität die absolute Oberklasse dar. Von röhrenden Rockorgeln, welche über einen hervorragenden Overdrive-Effekt veredelt werden können, über schmatzende Jazz-Orgel-Sounds bis hin zu Theater- oder Kirchenorgelsounds lässt die VR-Orgel keine Wünsche offen. Die COSM-Röhrenverstärker-Simulation ist mein absoluter Favorit. Hier lernt die Orgelabteilung das Rocken. Im Gegensatz zu vielen anderen Orgelabteilungen, wie Sie in den Keyboards der Opberklasse zu finden sind, gibt es bei dem VR Zugriegel zum Anfassen. Ein nicht zu unterschätzendes Ausstattungsmerkmal, lebt doch der Hammond B3-Sound auch davon, dass die Zugriegel während des Spiels eingesetzt werden.

Ich habe die Zugriegelabteilung des VR mit der des Yamaha Tyros direkt verglichen. Dieser Vergleich, ganz ohne Effekt führt bei meinen Ohren zu folgendem Ergebnis: Die VR-Zugriegel klingen voller und wärmer als die bei Tyros. Tyros klingt hier eindeutig steriler. Schaltet man nun Effekte wie Verzerrer und Lelsie hinzu, hängt die VR den Tyros noch weiter ab. Mit der VR kann man die Orgelsounds richtig schön röhren lassen, was bei den Tyros Orgeln nicht ganz so gut rüberkommt. Nicht dass diese schlecht klingen würden, aber das VR kommt wesentlich näher an das grosse Vorbild Hammond B3 heran.

Akustik- und E-Pianos

Schon seit langem habe ich mir folgendes Urteil bei Akustik-Piano-Sounds gebildet. Für zu Hause bevorzuge ich den Sound der Yamaha Instrumente wie die der Clavinova-Modelle und Tyros. Die Yamaha Pianos klingen meiner Meinung nach brillanter und einfach mehr nach klassischem Klavier. Die Roland Akustik-Pianos bevorzugte ich auf der Bühne. Diese setzen sich durch ihren etwas drahtigen Klang besser durch und klingen einfach mehr nach Rock 'n' Roll. Genau den gleichen Klangeindruck habe ich auch beim VR. Die Klaviersounds sind sehr durchsetzungsstark und das in allen Lagen. Für die Bühne also perfekt, wenn man nach meinen Ohren geht.

Brandneues Klangmaterial gibt es bei der E-Piano-Abteilung. Fender Rhodes Mark I und II sind authentische Imitate des Klassikers. Der Klangcharakter ist als warm und rund einzustufen. So muss es sein. Wer auf den Fender Rhodes Sound steht, wird an den Imitaten des VR-760 seine Freude haben. Veredeln lassen sich die E-Piano-Sounds mit so wichtigen Effekten wie Chorus, Tremolo, Wah und Phaser. Abgerundet wird die Auswahl der Pianoabteilung durch ein sehr gut klingendes Wurlitzer-Piano, ein Clavinet und ein Harpsichord.

Eine Besonderheit der Piano-Abteilung ist das COSM Mic-Modelling. Hiermit können verschiedene Abnahmearten realisiert werden. Bei den Akkustik-Pianos wird die Abnahme über ein Kondensatormikrofon und über ein dynamisches Mikrofon angeboten und bei den E-Pianos die eines eingebauten Tonabnehmers und die über einen separaten Verstärker. Die Auswirkung von Mic-Modelling auf den Sounds ist erstaunlich. Man kann damit seinen ganz persönlichen Pianosound realisieren.

Synth

Hier finden Sie die wichtigsten Synthesizersounds in der hervorragenden Qualität der Roland XV-Synthesizer. Zwar gibt es insgesamt nur 18 verschiedene Sounds, aber die wurden sehr sorgfältig ausgewählt und decken das am meisten genutzte Synthesizer-Klangmaterial ab. Dazu gehören Streicher, Chöre, Bläser sowie typische Synth Pad und Synth Lead-Sounds. Besonders die Streicher haben mich überzeugt, da sich diese auch sehr gut mit den Akkustik-Pianos kombinieren lassen. Einer meiner Lieblingssounds Piano & Strings, den ich schon so oft für unzählige Balladen eingesetzt habe, überzeugt mich auf dem VR-760 total. Viel besser geht es nicht. Über ein separates Volumenpedal lässt sich diese Kombination auch so programmieren, dass man den Streicher über das Pedal beeinflussen kann und diesen Sound also in der Lautstärke variieren kann.

Fazit

Roland hat mit dem VR-760 das perfekte Bühneninstrument geschaffen. Es bietet Sounds auf höchstem Niveau, kombiniert mit einer einfachen und direkten Bedienung. Die wichtigsten Klangänderungen lassen sich in Echtzeit vornehmen, was besonders für die Orgelabteilung dank Zugriegel gilt. Aber auch in der Piano- und Synth-Abteilung stehen wichtige Parameter im direkten Zugriff.

Wünschenswert wäre es noch, wenn das VR-760 ausgefeilte Masterkeyboardfunktionen bieten würde, um angeschlossene Tonerzeuger vom 760er aus zu steuern. Hier sucht man aber vergeblich. Vielleicht dachte sich Roland, das kaum jemand auf die Idee kommen könnte zusätzliche Expander mit dem VR zu verwalten, da die Klangqualität dieses Instruments so gut ist, dass man einfach nicht mehr benötigt. Wem das Gebotene nicht ausreicht, kann ja auch noch die Synth-Sektion mit zwei Erweiterungsboards aus der SRX-Serie aufmotzen.

Ich selbst bin jedenfalls von der Klangqualität, den Echtzeitcontrollern und der Tastatur restlos begeistert.

Christian Deinhardt

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