M-Audio Delta 66

Erfahrungsbericht / Mac
Anforderungsprofil
Lieferumfang
Installationserfahrungen
Fazit
Will man in seinem Computer Audio bearbeiten, kommt man um die Anschaffung einer qualitativ guten Audiokarte nicht herum. Der Markt wird in letzter Zeit gerade zu überschwemmt mit Angeboten und so muss man sich vor der Wahl bewusst sein, was man benötigt.

Mein Anforderungsprofil war:

- mind. 4 separate Ein- und Ausgänge, lieber 6 (zwecks möglichem Surround)
- digitale Ein- und Ausgänge (zum Einbinden von MD und DAT)
- kein MIDI (da ich dieses Problem separat gelöst hatte)
- 24/96 fähig (zukunftsorientiert)
- PCI-Karte oder Firewire-Box
- Mac Treiber, doch auch Windows und wenn möglich Linux Treiber (man weiss ja nie …).

Der Markt in den USA ist nicht gleich vielseitig wie der in Europa, da diverse Europäische Mitbewerber hier nicht das gleiche Informationspotential haben, lies nicht gleich aggressiv vermarktet werden, wie z.B. in Deutschland.

Mein erster Gedanke galt dem neuen Motu 828 Firewire Kistchen, doch hörte ich von diversen Ungereimtheiten, was Audio und Firewire betrifft, die durch die Tatsache, dass der 828er nur mit 48 kHz arbeiten kann, untermauert wurden.

Ich kenne die ansässige Firma Midiman resp. M-Audio und ihre Produkte, hörte jedoch von Treiberproblemen bei Verwendung der Karten im Mac. Das stellte direkt eine Herausforderung für mich dar, und da ich wusste, dass ich Service und Information vor Ort hatte, und die Delta 66 schon ein "bestandenes" Produkt mit klanglichen Höchstnoten ist, wollte ich es genauer wissen.

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Lieferumfang

Die Delta 66 kommt mit einer separaten Anschlussbox, die über ein nun ausreichend langes Spezialkabel (war anfänglich ein Problem, laut Testberichten und zeigt, dass die Firma Empfehlungen und Wünsche ernst nimmt) mit der Karte verbunden wird. Diese Anschlussbox, die einen enorm stabilen Eindruck macht, bietet 8 symmetrische Jackbuchsen für die je vier analogen Ein- und Ausgänge. Die S/PDIF Anschlüsse sind direkt auf der Karte zu finden. Für deren Einsatz muss man sich also hinter den Compi begeben können. Als Informationsquelle wird ein 46seitiges Manual geliefert, auf das wir noch separat zu sprechen kommen werden.

Seit der NAMM 2001 liegen dem Delta Paket neben der Treiber CD, die auch eine separate "Delta Control" Software enthält, noch 4 weitere CDs mit Software bei. Für Mac User ist die Ausbeute jedoch relativ klein, vor allem wenn man schon Logic User ist (Logic Delta für Mac und Windows ist eine der Zugaben). Windows User werden sich wahrscheinlich am Gigasampler LE besonders erfreuen.

Der Begriff "Control Panel" ist für Mac User etwas verwirrend, da es sich nicht um ein Kontrollfeld (= Control Panel) handelt, sondern um eine eigenständige Applikation, die gewisse Einstellungen wie S/PDIF Varianten, Audio Routing usw. ermöglicht. In vielen Fällen, vor allem für Anwendungen im Zusammenspiel mit einer Audiosoftware, wird Delta Control vor allem bei der Erstinstallation (aus den Asio-Einstellungen der entsprechenden Audiosoftware, z.B. Logic Audio, aktivieren!), danach jedoch selten benötigt.

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Installationserfahrungen

Nein, es ging nicht ohne Enttäuschungen und Zeitinvestitionen! Wenn Sie sich Details ersparen wollen, können Sie diesen Abschnitt überspringen.

Das Manual spielte dabei eine wesentliche Rolle. Es ist zwar alles da, aber man muss sich durch zu viele Informationen lesen, bis man endlich auf die Installationsanweisungen stösst, die leider auch alles andere als kurz und präzise sind. Im weiteren wurde das Originalmanual für Windowsuser verfasst, die Mac-Anweisungen anscheinend später in die Kapitel eingefügt. Sämtliche Screenshots stammen von Windowsmachinen und diverse Problemlösungen gelten nur für Windowsprobleme. Ideal wäre auch eine Kurzfassung der Installationsanweisungen, je eine für jedes System.

Da ich ja diejenigen, die mich vor der Delta 66 gewarnt hatten, Lügen strafen wollte, las ich diesmal (entgegen meiner Gewohnheit) alle Anweisungen mehrmals durch und vollzog diese dann Schritt für Schritt. Da es nicht meine erste PCI-Karte war, ging dieser Einbau völlig problemlos über die Runden. Auch die Treiber-Installation schien problemlos, doch als ich nach einem Neustart und nach der Anpassung des Kontrollfeldes "Sound" meinen Logic Audio starten wollte, stürzte mein Mac ab, und zwar total. Es erfolgten drei Neustarts mit dem Ergebnis, dass der Mac schon bei der ersten Mausbewegung einfror.

Ich musste also wirklich den Kundendienst anrufen, um nach einigem Hin-und Her zu erfahren, dass ich den installierten Treiber und die zwei dazugehörenden Voreinstellungen, sowie den Asiotreiber in Logic und die Logicvoreinstellungen löschen und nochmals alles neu installieren sollte.

Zuerst musste ich jedoch von einer Notfalls CD starten, damit ich überhaupt in mein System gelangen konnte – die Original OS CD, eine Notfall CD (oder ein Notfall Zip) ist also auch für Mac Benützer ein absolutes Muss!

Installationsfazit: Wer schon einen Logic installiert und mit einer anderen Audiokarte (oder internem Audio) benützt hat, muss unbedingt vor der Treiber- und Asioinstallation die Logic Voreinstellungen (System > Voreinstellungen > Logic Voreinstellungen) löschen, verliert dabei jedoch auch einige persönliche Einstellungen.

Problemlos funktionierte die Asio-Installation bei anderen Programmen wie z.B. Peak.

Nach diesem Zirkus funktionierte alles wie gewünscht, und ich arbeite nun seit mehreren Wochen mit der Karte ohne weitere Zwischenfälle.

Ich habe übrigens meine Erfahrungen direkt an M-Audio weitergeleitet, wo mir eingehendes Studium meiner Einwände sowie Änderung/Ergänzung versprochen wurde.

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Klang

Wie erwartet klingt die Delta 66 hervorragend, der Qualitätszuwachs gegenüber der internen Audiokarte ist nicht nur im 1:1 Vergleich hörbar. Ich habe zwar keine anderen direkten Vergleichsmöglichkeiten und nehme nun mal an, dass Martin Walker, technischer Tester des englischen Magazins "Sound on Sound" seinen Vergleichstest objektiv und technisch einwandfrei durchführte. Er kann zum Schluss, dass die Audioqualität der Deltakarten hervorragend sei und dem Standard der Wandler in dieser Preisklasse entspreche (was bedeutet, dass es wohl noch bessere Wandler gibt, die jedoch nur in wesentlich höheren Preiskategorien anzutreffen sind).

Für meine Anwendungen genügt diese Preis- resp. Qualitätsklasse jedenfalls völlig.

Fazit

Ärger und Frustationen sind schnell vergessen, wenn neue Hardware zum Schluss funktioniert. Für den Preis bietet die Delta 66 erstaunliche Audioqualität und gibt die Möglichkeit, externe Digitalgeräte (DAT, MD usw.) direkt einzubinden. Mit der Delta Control Software sind Hardware Settings sowie interne "Verkabelungen" einfach und schnell zu erstellen. Eine empfehlenswerte Anschaffung.

Christian Hunziker

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