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Vergleichstest Technics KN-7000 / Yamaha Tyros

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Die Sounds
Die Begleitautomatik
Die Ausstattung
Fazit

Kampf der Giganten

Ende 2002 war es mal wieder soweit. Die beiden Hersteller Technics und Yamaha warfen fast zeitgleich ihre neuen Topkeyboards auf den Markt. Yamahas Tyros wurde bereits vor der Markteinführung in den Himmel gelobt. Das Schlagwort heisst MegaVoices welche für noch nie da gewesene Klangqualität sorgen soll. Auch Technics liess sich nicht lumpen und sorgte für reichlich Aufsehen, indem kleine Speicherkarten mit dem Namen SD die Festplatte ersetzen sollen und für eine Speicherkapazität von bis zu einem Gigabyte gut sind. Und das soll nicht einmal das Ende der Entwicklung dieser kleinen SD-Cards sein.KN-7000

Technics KN-7000: Mit neuen Technologien und erweiterten Möglichkeiten Marktanteile erobern.

Das Interesse der Anwender war geweckt und schenkt man den Vertrieben glauben, bescherten beide Instrumente gute Verkaufszahlen. Nachdem sich die Wellen nun etwas geglättet haben und beide Instrumente auch schon auf der einen oder anderen Bühne zu finden sind, ist es Zeit für einen direkten Vergleich. Ich selbst habe das Glück, beide Keyboards im ständigen Zugriff zu haben und habe das auch voll ausgenutzt. Nachfolgend meine persönlichen Erfahrungen mit den beiden Instrumenten. Ich möchte aber nicht mit technischen Daten um mich werfen, die a) sowieso den meisten bekannt sind und eher Bestandteil eines Testberichts seien sollen und b) wenig aussagefähig sind.

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Die Sounds

Tyros arbeitet mit den so genannten MegaVoices. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als sehr aufwendige Multisamples, welche nicht nur den eigentlichen Sound, sondern auch instrumenten-typische Geräusche wiedergeben, und das wirklich mit sehr viel Liebe zum Detail. Insgesamt gibt es in Tyros sechs Gitarren und vier Bässe welche als MegaVoices vorliegen. Bei den Gitarren gibt es beispielsweise Effekte wie Hammer, Muted und Slide, sowie die typischen Rutscher. Alles in allem klingen die MegaVoices wirklich in einer noch nie da gewesenen Qualität. Die Begleitautomatik von Tyros macht übrigens regen Gebrauch von den MegaVoices. Kurz und gut: In der Gattung Gitarren und Bässe lässt Tyros seinen Mitbewerber KN-7000 hinter sich.

Das KN-7000 punktet aber meiner Meinung nach bei sämtlichen Orgeln. Nicht nur, dass die typischen Hammond-Drawbars beim KN-7000 druckvoller rüberkommen als bei Tyros, sondern mit den Tab-Organ-Modellen bietet es ein neues „altes" Orgelmodell. Die Tab-Orgeln holen die Zungenregister alter E-Orgeln auf das KN-7000-Display und natürlich an ihr Ohr. Klingt wirklich super und rundet die KN-Orgelabteilung ab. Durch die Tabs und den Rest der KN-Orgeln bleiben wohl absolut keine Wünsche offen. Auch bei den Akkordeons hängt das KN-7000 seinen Konkurrenten ab. Wie bereits der Vorgänger KN-6000 können die Akkordeons mit speziellen Registern, welche sogar in der Charakteristik (Deutsch, Französisch, Italienisch) umschaltbar sind, erstellt werden. Klangeigenschaften: super, Flexibilität: sehr gut!

Das Instrument der Instrumente, das akustische Klavier gefällt mir persönlich beim Tyros besser. Das hat hier schon fast Clavinova-Qualität und wird lediglich durch die Tastatur eingeschränkt. Mehr braucht man wohl nicht zu sagen. Das KN-Klavier hat mir persönlich nie so recht gefallen, auch bei den Vorgängern nicht. Es klingt für meinen Geschmack zu indirekt, als ob das Instrument hinter einem Vorhang stehen würde. Sicherlich wird das der eine oder andere Anwender etwas anders sehen, aber wie gesagt möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit diesem Bericht an Sie weitergeben.

Bei den Bläsern gilt das Urteil welches schon seit Jahren von den meisten Anwendern so gesehen wird: Technics bietet mehr Wärme, Yamaha mehr Durchsetzungskraft. Letztendlich also Geschmacksache.

Tyros

Der Tyros von Yamaha: Mit den Megavoices den Klangeindruck enorm verbessert.

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Die Begleitautomatik

Die Tyros-Begleitautomatik profitiert ungemein von den MegaVoices. Überall da, wo Gitarren- und Bass-MegaVoices verwendet wurden, kommt Unglaubliches an Ihre Ohren. Nicht nur, dass der Sound seines Gleichen sucht, sondern auch die sehr detailreiche Programmierung sorgt für das Mass der Dinge. Yamaha hat bei der Programmierung der Styles einen guten Mittelweg zwischen technisch Machbaren und Spielbarkeit gefunden. Damit meine ich, dass die Styles trotz aufwendiger Programmierung, welche sich in sehr komplexen Arrangements widerspiegelt, dennoch spielbar sind. Beim einen oder anderen Intro wird man zwar mit sehr komplexen und wunderschönen Phrasen verwöhnt, die kaum noch zu steigern sind und der angefangene musikalische Qualitätsstandard nur schwer durch das eigene Spiel zu halten ist, aber das kann ja auch Ansporn sein. Alles in Allem begeistert die Tyros Begleitautomatik und stellt meiner Meinung nach die eigentliche technische Weiterentwicklung zu den Vorgängern PSR-9000 und 9000 Pro dar.

Die KN-Begleitautomatik bietet natürlich auch einen sehr hohen Qualitätsstandard, kommt aber meiner Meinung nach nicht an den Tyros-Klopfgeist heran. Aber auch in diesem Bereich scheiden sich sicherlich die Geister und jeder einzelne wird sich seine eigene Meinung bilden. Mich persönlich stört schon immer bei Technics, dass manche Styles zu überladen sind und einfach zu viel passiert. Das bekommt man zwar durch die verschiedenen Variationen der einzelnen Styles und durch Handanlegen in den Griff, aber dennoch sollte Technics bei so manchem Style mehr Wert auf Anwendbarkeit legen und dem Musiker auch noch etwas Platz für den eigenen Vortrag lassen.

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Die Ausstattung

Das KN-7000 bietet einige technische Neuerungen wie z.B. die Verwendung der SD-Cards (die eine Festplatte ersetzen) und die Möglichkeit MP3-Audiofiles abzuspielen.

Die SD-Cards sind wirklich eine tolle Sache. Geliefert wird das KN-7000 mit einer 8 MB Version. Karten mit 64 MB sind mittlerweile bereits sehr günstig im Computerfachhandel zu bekommen. Angekündigt sind bereits Karten mit einem GB und die Entwicklung ist hier sicherlich noch nicht am Ende. Bühnenmusiker können z.B. immer eine zweite SD-Card mit sich führen und so eine Sicherheitskopie der wichtigen Daten griffbereit zu haben. Stellen Sie sich vor, dass Ihnen bei einem Auftritt die Festplatte oder Ihre Disketten den Dienst versagen. So mancher könnte mangels eigener Registrierungen und mangels Playbacks einpacken und nach Hause gehen.

Tyros speichert seine Daten auf Diskette oder optional erhältlicher Festplatte. Glücklicherweise gibt es mittlerweile neben Yamaha auch andere Festplattenanbieter wie z.B. die Firma Musitronics (http://www.musitronics.de) und man braucht nicht mehr allzu tief in die Tasche greifen um eine Festplatte zu erwerben. Grundsätzlich gibt es an einer Festplatte nichts zu meckern, aber Technics bietet mit den SD-Cards ein aktuelleres und wohl zuverlässigeres System.

Auf die MP3-Wiedergabe wurde bei Tyros komplett verzichtet. Hier hat also das KN-7000 absolut die Nase vorn. Für den einen oder anderen Tanzmusiker ist das Abspielen von MP3-Files mittlerweile sehr wichtig geworden. Man kann dadurch aus seinen Playbacks noch einiges herausholen, indem man die beispielsweise mit einer Software wie Cubase bearbeitet und bestimmte Spuren durch virtuelle Instrumente wiedergeben lässt. Zu guter Letzt wird die ganze Sache als Audiofile exportiert, zum MP3 gewandelt und in das Technics geladen. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf meinen Bericht über das Verwenden von MP3s auf der Bühne verweisen.

Der einzige Kritikpunkt, der eigentlich keiner ist. Technics hat in Deutschland jedem Händler eine Demo SD-Card zur Verfügung gestellt. Auf dieser findend man ein paar Demos, auf denen auch Gesang ist, wie z.B. der Titel Mendocino und Sierra Madre. Gerade diese beiden Titel hätten doch etwas besser arrangiert werden können und auch die Qualität des Gesangs lässt stark zu wünschen übrig. Bessere Demos würden allfällige Kunden sicherlich schneller von den Möglichkeiten mit MP3s überzeugen. Aber was soll’s, zumindest ist für reichlich Gänsehaut gesorgt, warum auch immer.

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Fazit

Tyros besitzt seine Stärken bei der Klanqualität. Die MegaVoices sorgen hier für noch nicht da gewesene Qualität, von der hauptsächlich die Begleitautomatik profitiert. Ansonsten ist Tyros natürlich ausgestattet wie es sich für ein Keyboard dieser Preisklasse gehört und das bei einer erfreulich einfachen Bedienung.

Das KN-7000 bietet in Bezug auf die Klangqualität auch hervorragendes Material und ist in jedem Fall eine Steigerung im Vergleich zu den Vorgängern. Auch dann, wenn der Unterschied nicht ganz so gross ist wie bei Tyros im Vergleich zu der 9000er-Serie. Dicke Pluspunkte sammelt das KN allerdings bei den technischen Neuerungen. Die SD-Card welche die Festplatte ersetzt und die Möglichkeit MP3s abzuspielen sucht man bei Tyros vergeblich.

Christian Deinhardt

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