Yamaha PSR-9000 Betriebssystem-Update Version 2.0

Der Sequenzer
Voice Edit
Sampling
Fazit
Die lange versprochene BetriebssystemVersion 2.0 für das Yamaha Porti-Flaggschiff PSR-9000 kam nun endlich im Sommer dieses Jahres auf den Markt. Da wir das PSR-9000 bereits getestet haben und bereits in diesem Test auf das Betriebssystem 2.0 hingewiesen haben, möchten wir Ihnen die Neuerungen der 2.0 Software nicht vorenthalten. Dieser Bericht ist mit Sicherheit für all diejenigen interessant, die noch eine 1.x Version im 9000er haben. Aber auch diejenigen kommen auf Ihre Kosten, die 2.0 bereits besitzen, sich aber noch nicht genauer damit auseinandergesetzt haben.

Der Weg zum Update!

Bevor wir uns mit der 2.0 Version genauer auseinandersetzen, möchten wir Ihnen verraten, wie Sie an dieses Update kommen. 1.x Besitzer sollten Ihre PSR-9000 zunächst updaten, um die neuen Funktionen gleich am Gerät ausprobieren zu können.

Wie es sich für ein zeitgemässes Instrument gehört, muss das PSR-9000 für ein Update des Betriebssystem nicht aufgeschraubt werden und schon gar nicht müssen irgendwelche ROM-Bausteine mit Spezialwerkzeug entfernt und durch neue ersetzt werden. Das neue Betriebssystem wird ganz einfach per Diskettenlaufwerk eingelesen.

Bevor man das machen kann, muss man sich zunächst mal dieses Betriebssystem organisieren. Hier gibt es verschiedene Wege.

- Sie gehen zu Ihrem Fachhändler und lassen sich den Diskettensatz mit dem 2.0 Betriebssystem aushändigen.

- Sie benutzen das Internet und laden das Betriebssystem direkt von der Yamaha Homepage auf Ihren Rechner. Hierbei laden Sie eine ca. 2,7 MB grosse ZIP-Datei herunter. Diese packen Sie aus und ein kleines Tool, welches enthalten ist, kopiert Ihnen das neue Betriebssystem auf insgesamt fünf Disketten.

- Sie kaufen sich eine einschlägige Musikfachzeitschrift, welche mit CD geliefert wird und vergewissern sich, dass auf dieser CD dieses Update ist.

Neben dem eigentlichen Update bekommen Sie über die Yamaha Homepage auch eine Bedienungsanleitung mit den neuen Funktionen der 2.0 Software. Diese Bedienungsanleitung liegt im PDF-Format vor und kann über den AcrobatReader am Computer gelesen und auch gedruckt werden.

Der Sequenzer

Für MIDI File-Anwender sicherlich einer der wichtigsten Punkte bei den neuen Funktionen ist der Sequenzer. Dieser wurde nun so erweitert, dass MIDI-Files direkt am Gerät bearbeitet werden können und in der bearbeiteten Version auch gespeichert werden können. GM-Files und PSR-Songs können problemlos über die Mixersektion bearbeitet werden. Es lassen sich Sounds austauschen, Lautstärkeverhältnisse, Panorama und Effekteinstellungen ändern, und zu guter Letzt können diese bearbeiteten Versionen auf Diskette oder Festplatte gesichert werden. Sie müssen also nicht mehr zwingend den Computer mit Sequenzersoftware benutzen, um MIDI-Files den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Änderungen können nun direkt am Gerät vorgenommen werden!

Der Style Creator

Der Style Creator ist zu einem mächtigen Werkzeug herangewachsen. Sie haben die Möglichkeit eigene Styles von Grund auf neu zu programmieren, oder können sehr einfach und effektiv vorhandene Styles den eigenen Bedürfnissen anpassen. Über die Rhythmus-Clear Funktion lassen sich z.B. unerwünschte Schlagzeuginstrumente einzeln aus einem Style löschen. Das passiert ganz einfach per Druck auf die entsprechende Taste auf der Tatstaur, welcher das entsprechende Perkussion-Instrument zugeteilt ist. Auf diese Art und Weise lassen sich auch Percussion Instrumente austauschen, indem Sie eines gezielt löschen und dann dieses mit einem anderen Sound wieder Einspielen. Beim Einspielen wird das entsprechende Style in einer Endlosschleife wiedergegeben und Sie können neue Instrumente im Overdubbing-Verfahren hinzufügen.

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Voice Edit

In der Betriebssystemversion 1 gab es beim PSR-9000 nur eine abgespeckte Easy-Edit Funktion, um eigene Sounds zu erstellen. Mit dem Betreibssystem 2.0 können Sie mit Full Edit im wahrsten Sinne des Wortes in die Vollen greifen. In einer PSR-9000 Voice können bis zu acht unterschiedliche Waves beteiligt sein. Diese durchlaufen zwei resonanzfähige und anschlagempfindliche Filter. Innerhalb einer Voice lassen sich Split- und Dualsounds realisieren. Für den fertigen Klang kann auch eine Anschlagempfindlichkeit eingestellt werden. Neben den reinen klangbeeinflussenden Parametern kann mit Full Edit auch Einfluss auf die Effekteinheit des PSR-9000 genommen werden. Jeder PSR-9000 Klang besitzt quasi einen eigenen DSP-Effekt, der individuell pro Klang programmiert werden kann. Zusätzlich gibt es noch Reverb und Chorus welche in ihrem Effektanteil geregelt werden können und zu guter Letzt noch einen Equalizer. Nach Vollendung einer eigenen Klangkreation können Sie diese auf einen der insgesamt 32 Custom-Speicher sichern.

Schade, dass Sie mit Full Edit keine eigenen Drumkits programmieren können. Das wäre sehr gut gewesen, lässt sich allerdings in Anbetracht der Qualität und Vielseitigkeit der bestehenden Drum Kits verschmerzen.

Der Voice Edit Bereich bietet durch Full Edit viele Möglichkeiten. Die Bedienbarkeit ist dank des grossen Displays und dessen Grafikfähigkeit leicht verständlich. Allerdings sollte man sich mit den verschiedenen Parametern in aller Ruhe auseinandersetzen, um gezielt bestimmte Änderungen an bestehenden Klängen, oder das Neuprogrammieren eigener Klänge durchführen zu können.

Die digitale Orgelabteilung wurde zunächst durch ein Update der einzelnen Sinusklänge aufgemotzt. Ich persönlich finde zwar nicht, dass die Drawbars nun Klassen besser klingen, aber etwas mehr Wärme und Breite ist in jedem Fall wahrzunehmen. Eine echte Bereicherung der digitalen Zugriegel ist, dass nun ein 1-3/5 Chor hinzugekommen ist. Durch diesen bietet die Orgelsektion noch mehr Möglichkeiten und gerade im Höhenbereich macht sich diese Fusslage sehr positiv bemerkbar.

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Sampling

Mit Betriebssystem 2.0 ist aus dem PSR-9000 ein ausgewachsener Sampler geworden. Bereits vor der Aufzeichnung eines neuen Samples können Sie den Tastaturbereich festlegen in welchem das Sample wiedergegeben wird. Über einen Auto-Trigger startet der Samplingvorgang automatisch, sobald das Eingangssignal einen bestimmten Level erreicht hat. Natürlich kann das aufgenommene oder importierte Sample geloopt und geschnitten werden. Im Waveform-Bereich des PSR-9000 lassen sich einzelne Samples zu einem Multisample organisieren.

Importseitig kann das PSR-9000 Samples in den Formaten WAV (PC), AIFF (Mac) und PSR-8000 Samples lesen.

Harmonizer

Dem Harmonizer wurde eine dritte Harmoniestimme spendiert. Diese sorgt für noch volleren Backroundgesang. In diesem Zusammenhang gibt es natürlich auch noch ein paar Harmonieprogramme mehr. Sehr gut gefällt mir, dass Sie für diese Harmoniestimmen auch die Stereoposition einstellen können und somit den gesamtem Backroundgesang schön im Raum verteilen können. Nun können Sie getrost Ihre Bandkollegen zu Hause lassen und die Entlohnung für den Auftritt selber einstreichen.

Konvertierung von PSR-8000 Daten

Das PSR-9000 ist in fast allen Bereichen abwärtskompatibel. So lassen sich Registrierungen, Styles und Samples vom PSR-8000 übernehmen. Das soll sogar über die Festplatte funktionieren. Der einzige Bereich, der nicht kompatibel ist, sind die User-Sounds. Da das PSR-9000 mit einer völlig neuen Klangstruktur arbeitet, können die PSR-8000 Sounds nicht in das Format des PSR-9000 gebracht werden. Anwender, die auf ihrem PSR-8000 sehr viele Sounds programmiert haben, wird das möglicherweise etwas stören, aber hier hat nun mal der Fortschritt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es wäre sicherlich ärgerlicher, wenn zu Gunsten der Kompatibilität auf Klangqualität verzichtet wurde. In den meisten Fällen wird es sowieso so aussehen, dass Registrierungen und Styles übernommen werden und hier gibt es laut Yamaha keine Probleme. Zwar müssen bei den Registrierungen sicherlich die ein oder andere neu abgemischt werden, aber dieser Aufwand hält sich in Grenzen.

Umsteiger vom PSR-8000 auf das PSR-9000 können sich freuen. Mit der Betriebssystemversion 2.0 wurden dem 9000er einige sehr wichtige Konvertierungsfunktionen spendiert. PSR-8000 Daten wie User-Sytels, Songs und aufgezeichnete Akkordfolgen, sowie Samples lassen sich im 9000er laden und werden automatisch in dessen Format konvertiert. Nach dem Konvertierungsvorgang können diese Daten auch gleich neu benannt werden und auf Diskette oder Harddisk gesichert werden.

Die Konvertierungsmöglichkeiten sind sehr wichtig, da dadurch der Umstieg von 8000er auf 9000er enorm erleichtert wird. In der heutigen Zeit, wo man in ein Instrument sehr viel Zeit in die individuelle Programmierung steckt ist ein Umstieg auf ein neues Gerät oftmals mit viel Aufwand verbunden. Ein Grund, warum so mancher Anwender lange bei seinem "alten" Equipment bleibt, obwohl man eigentlich gerne die besseren Sounds und Möglichkeiten eines Nachfolgemodells nutzen möchte. Und Yamaha freut’s auch, schliesslich gehen dadurch mehr neue Instrumente über den Ladentisch. Somit ist Hersteller und Anwender geholfen.

Ich kann selbst ein Lied davon singen, wieviel Aufwand erforderlich ist, ein neues Instrument an sein Programm anzupassen. Alle mühevoll zusammengestellten Registrierungen müssen neu programmiert werden, Rhythmen neu erstellt und im schlechtesten Fall sogar Songs neu bearbeitet werden. Wie oft habe ich mir aus diesem Grund gute Konvertierungsmöglichkeiten gewünscht.

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Fazit

Es hat zwar etwas gedauert, bis Yamaha das Betriebssystem 2.0 für das PSR-9000 auf den Markt gebracht hat, aber das Warten hat sich gelohnt. Es ist schon eine feine Sache, wenn man seinem Instrument nach einiger Zeit plötzlich neue Funktionen spendieren kann und das noch für null Mark und ohne seinen Liebling zu einem Techniker bringen zu müssen, oder selbst mit dem Schraubendreher zu Werke zu gehen.

Für MIDI-File-User sicherlich herausragend sind die Neuerungen im Sequenzerbereich.

Auch die Aufwertungen im Voice Edit Bereich und das Hinzukommen einer weiteren Fusslage bei der Drawbarsektion, welche diese weiter in die Richtung Hammond rückt, sind sehr gelungen. Wer selber gerne Sounds programmiert und sich nicht mit dem zufrieden gibt, was als Presets im PSR-9000 vorhanden ist, kann sich nun mit Voice Edit so richtig austoben.

Durch das 2.0 Betriebssystem ist das PSR-9000 in allen Bereichen ein sehr professionelles Instrument. Die hervorragenden Klangeigenschaften werden nun durch eine Software angetrieben, die auch alle Möglichkeiten aus diesem Instrument herausholt. Wer weiss, was das nächste Update des PSR-9000 zu bieten hat, oder nennt sich das dann schon vielleicht PSR-10'000 !!

Christian Deinhardt

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