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Logic Pro 7 und Logic Express 7 (1)

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Aufgefallen
Neue Effekte
Neue Instrumente
Fazit Teil 1

Statt im Fazit am Schluss, erste Eindrücke gleich vorweg:

– Behauptungen, dass Logic nach der Übernahme durch Apple nur für neue Software ausgeschlachtet und kaum mehr weiterentwickelt würde, wurden durch das Erscheinen der Version 7 Lügen gestraft. Das Gegenteil ist der Fall! Logic 7 ist eine brillante Fortsetzung der Emagic Tradition, Gutes zu verbessern.

– Mit Logic Pro 7 erhält man (ohne grosses Trara) neben neuen Instrumenten (später mehr) auch noch den längere Zeit verschollenen WaveBurner, die meiner Ansicht nach genialste AudioCD Brennsoftware (zumindest unter OS 9). Details dazu in Teil 2.

– Es wurden viele kleine Details verändert, einerseits als Anpassung an die Apple Software wie Final Cut Pro und DVD Studio Pro, anderseits um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Allerdings wurde nicht alle Anpassungen konsequent durchgeführt. (Ich komme darauf zurück). 

Aber:

– Es ist recht schwierig, alle Unterschiede zwischen Logic Pro und Logic Express aufzulisten – ausser den offiziell erwähnten gibt es noch einige mehr, die einem erst im Einsatz auffallen. Doch dazu in Teil 2.

Konzentrieren wir uns zuerst einmal auf Logic Pro 7.

 

Garage Band Pro? 

Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal Garage Band an der NAMM vorgeführt erhielt, war ich für kurze Zeit sprachlos und für längere Zeit begeistert. Zwar kannte ich Soundtrack (sozusagen die Mutter von Garage Band), hatte jedoch wenig Erfahrung damit, doch Garage Band war so einfach in der Bedienung und wurde mit jedem neuen Mac ausgeliefert, dass es mir schien, hier werde eine neue Musikrevolution eingeläutet. Heute bin ich nicht mehr so euphorisch, wenn es um Garage Band geht – doch das hat nichts mit der Qualität der Software zu tun (mehr dazu in separaten Gedanken). 

Und nun kommt Logic 7, kann alles, was auf dem langen Entwicklungsweg implementiert wurde, und nun auch noch alle Garage Band Tricks. Sogar die GB Icons wurden übernommen. Songs, die in GB erstellt wurden, können direkt in Logic integriert und weiter verarbeitet werden. Und – was noch weit wichtiger – sämtliche Apple Loops können in Logic 7 direkt eingesetzt werden, sowohl in der Pro als auch in der Express Ausführung. 

Man könnte also von einer Parallele zwischen der Video- und der Audiosoftware bei Apple sprechen:

Video: iMovie (gratis mit jedem neuen Mac) – Final Cut Express – Final Cut Pro

Audio: Garage Band (gratis mit jedem neuen Mac) – Logic Express – Logic Pro 


Die meisten Änderungen im GUI sind eher dezent, doch im allgemeinen gewann die Übersichtlichkeit.

 

Aufgefallen 

Es wurden so viele kleinere und grössere Änderungen vorgenommen, dass ich nur über die berichten kann, die mir in meiner „Probezeit“ mit Logic Pro aufgefallen sind. Hier ein paar der Rosinen: 

Projekte statt unorganisierte Files

Wenn man ein Projekt startet werden alle dazugehörenden Audio Files im gleichen Projektordner abgelegt.

Wie schon aus Grafikprogrammen bekannt, helfen diese Projektstrukturen vor allem dann, wenn man das Projekt auf einem anderen Computer weiter bearbeiten oder komplett speichern will.

Meine Erfahrung: Die Funktion ist enorm wichtig und hilfreich, der Benützer kann jedoch bei der Aktivierung „Fehler“ machen, so dass nicht alle Audiofiles vorhanden sind. Es wäre meiner Ansicht nach besser, wenn man bei der Auswahl nicht aktivieren sondern deaktivieren müsste. Hier gilt (noch): Sicherheitsschlusskontrolle ist empfehlenswert. 

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Computertastatur als Einspielkeyboard

Kein MIDI-Keyboard in Griffnähe? Nur halb so schlimm in Logic 7: Bei aktiviertem Caps Lock wird die Compitastatur zum Notkeyboard. Es können sowohl Oktave als auch (in gewissen Grenzen) die Anschlagdynamik bestimmt werden!

Dieses "virtuelle Keyboard" ist übrigens auch in Garage Band integriert. Praktisch!

External (Instrument)

Statt MIDI Instrumente anwählen zu müssen, können diese direkt unter der Bezeichnung „External“ angewählt werden, inkl. MIDI Kanal usw., so wie die Instrumente im MIDI Setup im Mac System verankert sind. Ebenfalls wählbar ist der Audio Eingang (wichtig, wenn man mehrere hat!) und die Lautstärke.

Aufgezeichnet werden allerdings nur die MIDI Daten – nicht das Audio, was etwas verwirrend oder zumindest gewöhnungsbedürftig ist. 


Hier die Liste der in Logic Pro 7 verfügbaren (Stereo-) Instrumente.

Gutes Einsteigermanual

Mit der rund 100 Seiten starken Broschüre „Einführung in Logic 7“ (übrigens das einzige Gedruckte, das man zu Logic Express erhält – im Gegensatz zu Logic Pro 7, der zusätzlich mit zwei Wälzern, dem Referenzhandbuch von über 700 Seiten und dem Plug-in Handbuch von über 600 Seiten ausgeliefert wird) ist den Logic Leuten eine bewunderswerte Leistung gelungen:Ich kann zwar nicht beurteilen, wie es für einen völligen Logic Neuling sein muss, aber die Einführung ist klar gegliedert und enthält alles Wichtige – bei einer so komplexen Software wie Logic keine einfache Aufgabe.

Natürlich ist es immer noch nicht leicht, all die unzähligen Möglichkeiten von Logic einsetzen zu lernen, verglichen mit meinen ersten Logic Erfahrungen dank dem neuen Kurzhandbuch jedoch (beinahe) ein Kinderspiel. Bravo! 

Höhere CPU- und Festplattenbeanspruchung?

Um gewissen Detailveränderungen auf die Spur zu kommen, bearbeitete ich dasselbe Projekt in Logic Pro 6 und Logic Pro 7, in getrennten Files parallel, da ich gewissen Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg gehen wollte (beim Öffnen eines Logic 7 Files in Logic 6 erscheint eine Warnung und einmal hatte ich deswegen (?) einen Absturz).

Bei diesem Vergleich fiel mir auf, dass ich auf demselben Rechner (G4/1GHz/1.25 GB RAM) in Logic 6 keine Probleme hatte, während die gleiche Arbeit in der neuen Version einige Stockungen in der Wiedergabe erzeugte.
Auch die Festplattenbeanspruchung scheint grösser, da ich beim "Bouncen" des gleichen Projekts in der Version 7 (lesen und schreiben von und auf dieselbe HD gleichzeitig) zweimal einen Abbruch erlebte, während Logic 6 dies klaglos besorgte. Als ich dann in der Version 7 auf eine andere externe Festplatte speicherte, funktionierte alles problemlos.

Wichtig ist auch, dass man keine Hintergrundarbeiten am Laufen hat (z.B. Mail alle 5 Minuten E-Mail abholen will). Am besten läuft Logic Pro 7 also auf einem "sauberen" System ohne aktive Hintergrundprogramme.

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Neue Effekte

Begeistert hat mich der MatchEQ, dessen Funktion vergleichbar ist mit „Match Color“ in Photoshop: Ein Track kann klangmässig im Handumdrehen einer anderen Aufnahme angepasst werden – ideal, wenn man eine Nachbesserung in einem anderen Raum oder mit nicht mehr der exakt gleichen Mik-Einstellung vorgenommen hat. Überzeugend und hilfreich!

Natürlich musste ich mit der Pitch Correction herumspielen: Es ist ja nicht schwierig, leicht falsch zu singen. Die Korrektur dieser Intonationsmängel ist mit Pitch correction erstaunlich gut machbar, doch ziehe ich (halt eben von der alten Schule) einen Sänger oder Sängerin vor, die so lange singen, bis die Stimme natürlich und (mehr oder weniger) sauber im Kasten resp. auf der HD ist.

Und dann wäre da der Guitar Amp, der aus einer zahmen Gitarrenspur eine wildverzerrte Orgie zaubern soll. Da verzerrte Gitarren nicht meine Spezialität sind, überliess ich einem Kollegen die Beurteilung. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, auch nach längerem Pröbeln. Es sei zwar eine gute Sache, aber er sei halt verwöhnt vom „Guitar Rig“, meinte er (Gewohnheitstiere sind schwer umzustimmen). 

Für Leute mit Freude an metallischen Verfremdungen gibt es den Ring Shifter, eine Kombination von Ring Modulator und Frequenzschieber. Auch hierzu habe ich in meiner Musik wenig Verwendung. Aber die möglichen Effekte sind zumindest „überraschend“. 

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Neue Instrumente

Zum Glück (von meiner Warte aus) wurden keine „alten“ Instrumente weggelassen: Sowohl das EVP88 als auch das EVD6 und die EVB3 sind Klassiker. Und auch die Sounds der Version 6 wurden in den Synths und em Sampler belassen und mit neuen erweitert – eine wichtige Entscheidung, da man ja auch nach einem Update gerne wieder alte Files reaktiviert!

Während mir das Layout der Effekte relativ klar und einleuchtend erscheint, bin ich immer wieder überrascht von der Komplexität des GUI bei den Instrumenten. Ich weiss nicht was es ist, doch wäre für mich zumindest wünschenswert, wenn die Bedienoberfläche nicht nur grafisch ansprechend wäre, sondern dank Benutzerfreundlichkeit die "Fummelbereitschaft" resp. das finden eigener Klänge etwas mehr fördern würde. Doch vielleicht fühlt sich die Videogame Generation in diesen Cockpits eher heimisch (dies sei als sehr persönliche Zwischenbemerkung zu werten!)

Von den neuen Instrumenten gefällt mir Sculpture am besten, ein Physical Modelling Synthesizer, der mit überraschenden Klängen aufwartet. Und dabei habe ich erst mit den Presets rumgefummelt.

Dass nun auch endlich eine Drummachine dazugehört, finde ich Spitze: Ultrabeat hat Drumsets für (fast) jeden Geschmack. Einspielen tue ich zwar immer noch lieber via Octapads, nach dem Motto: Lieber spielen als programmieren. 

Etwas enttäuscht bin ich vom EFM1 Synthesizer, also einer FM Simulation. Als absoluter Fan vom DX-7II und dessen Klängen (gibt’s denn irgendwo ein geileres E-Piano!?!) fand ich die Presets  des EFM1 ziemlich dünn. Das animiert auch nicht zum selber programmieren. Überraschenderweise sind jedoch (im Gegensatz zum DX-7) einige Bass Presets breit, bassig und füllend. 

Alles in allem jedoch eine schöne und sinnvolle Ergänzung zu den bereits bestehenden Instrumenten. 

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AU Plug-ins 

Wer Logic 7 zum erstenmal startet, muss sich etwas gedulden, denn alle AU Plug-ins werden einer Prüfung unterzogen. Die meisten Plug-ins, die Logic 6 noch problemlos ihren Dienst taten, funktionieren uin Logic 7 nicht mehr und müssen auf den neusten Stand gebracht werden. Mittlerweile bieten (fast) alle Hersteller solcher Plug-ins Updates an. Nur „validierte“ Plug-ins werden akzeptiert, d.h. solche, die den neuen strikteren Apple Richtlinien standhalten. Damit soll vermieden werden, dass Plug-ins von Drittanbietern Logic zu Fall bringen. Sicher ein gute Idee, doch hatte ich in Logic 6 nie ein Problem mit einem AU Plug-in (wahrscheinlich hatte ich einfach Glück). 

Steile Lernkurve? 

Obschon ich schon seit Notator/Creator Zeiten mit Emagic- (und noch früher mit C-Lab-) Sequenzern arbeite, gab es doch während der Testphase immer wieder Dinge, die ich nachlesen musste. Und da war ich froh, dass es die Handbücher sowohl gedruckt als auch als pdf Dokument gibt. Letzteres kann über die Hilfe Funktion aufgerufen werden.

Und eigentlich ist es tragisch: Diverse Möglichkeiten entdeckte ich erst jetzt, meinte zuerst, die seien neu. Erst als ich meine Logic 6 Version startete, fand ich heraus, dass die ja schon früher vorhanden, aber etwas verborgen waren. 

Anpassungen 

Wie eingangs erwähnt wurden diverse Darstellungs- und Bedienungsanpassungen vorgenommen, die Logic näher an andere Apple Produkte rücken – z.B. wurden die „Slider“ eingeführt, mit denen man die Darstellungsgrösse der Tracks sowohl horizontal als auch vertikal verändern kann. Doch wieso ist die Bedienung gerade umgekehrt als in DVD Studio Pro?

Die Tastenkommandos sind gleich geblieben und das ist gut so. Man kann sie immer noch seinen Wünschen anpassen oder gar aus Vorgängerversionen importieren. 

Schön wären vorgefertigte Keycommand Sets, die FCP- und DVDSP-Usern entgegenkommen. Es ist doch eine Apple Philosophie der ersten Stunde, dass „alle Programme die wichtigsten Befehle über dieselbe Tastenkombination“ ausführen. In diesem Sektor wären noch ein paar "Verbesserungen" möglich.

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Fazit des ersten Teils 

Apple hat bewiesen, dass der Kauf von Emagic eine wohlüberlegte Sache war, die sowohl für Apple selbst, aber auch für alle ehemaligen Emagic User (auf Macs!) Fortschritt und Verbesserungen brachte. Die Produktestraffung sowie die neue Preispolitik (alles inklusive zum gleichen Preis) sind ebenfalls erfreulich. Der Updatepreis auf Logic Pro 7 scheint mir bei den Verbesserungen und Neuzugängen gerechtfertigt.

Am meisten profitieren „neue“ Musiker/Komponisten/Kreateure vom neuen Logic, da viele der Instrumente aber vor allem die Integration der Apple Loops der sogenannten Schnippselmusikkreation enorm entgegenkommt. Doch auch die traditionellen Logic Benützer sind mit dem Upgrade zu Logic Pro 7 gut beraten, sind es doch die vielen kleinen Retouchen und Verbesserungen, die uns noch effizienter und schneller mit unserem Lieblingssequenzer arbeiten lassen. 

In Teil 2 zu lesen:

Worauf Logic Express 7 User verzichten müssen.

Hält der wiedergeborene Waveburner, was sein Vorgänger versprach?

... und einiges mehr.

Christian Hunziker

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