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sE Reflexion Filter

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Es hat eigentlich viel zu lange gedauert, bis jemand auf die Idee kam, eine günstige und transportable Lösung für fehlende Sprecherkabinen zu entwickeln. Der chinesische Edelmikrofonhersteller sE electronics hat es geschafft – heute habe ich das Unding erhalten – und nun will es auf Tauglichkeit und Einsatzmöglichkeiten geprüft werden. 

Reflexion Filter

Jahrelang hatte ich es mit den verschiedensten Varianten versucht. Da ich in meinem Kleinstudio keine Sprecherkabine bauen konnte, doch oft trockene Aufnahmen von Sprache und akustischen Instrumenten benötigte, hatte ich mir spezielle Schallschluckwände gebaut, die – in Rahmen gespannt – auf Rollen richtig positioniert werden konnten. Diese Eigenkonstruktion hatte mich (neben dem Arbeitsaufwand) gut und gerne 2000 Franken gekostet – und benötigte bei Nichtbedarf zu viel von meinem kostbaren Studioraum. 

Als ich das erste Mal vom sE Reflexion Filter hörte, war ich sofort Feuer und Flamme: Ich fand die Idee superb. Und nun konnte ich also auch die Ausführung testen.
 

Konstruktion 

Der SE Reflection Filter an und für sich besteht aus einem rund 30 cm hohen Lochblech, das zu einem Halbkreis von etwa 39 cm Durchmesser gebogen wurde. In seinem Innern befinden sich verschiedene Lagen von Dämpfungsmaterial, sauber verarbeitet, mit schwarzem Stoff überzogen und mit 8 Nieten (Schrauben?) mit dem Lochblech verbunden. Die gesamte Verarbeitung ist wertig, das Teil wiegt 1,6 kg.

Nur wenig leichter als dieser Hauptteil ist mit 1,5 kg die Halterung, die im ersten Moment recht kompliziert ausschaut. Da ein normales Mikrofonständergewinde den Filter plus ein Mikrofon wohl nicht lange tragen würde, hat SE weder Kosten noch Konstruktionstalent gescheut, eine vielseitig verstellbare, robuste und vielseitig montierbare Halterung geschaffen. Sogar der benötigte Schraubenschlüssel (inkl. Anwendungspictogramm)  liegt bei (und nicht etwa in Ikea Werkzeug Qualität!)

Der erste Eindruck ist also absolut professionell.

Ich erkannte zwar schnell, wie man die Halterung zusammenbauen und an einem Mikrofonständer befestigen muss, doch wäre für einen problemlosen Zusammenbau eine bebilderte Schritt für Schritt Anleitung kein Luxus (hier darf Ikea als Vorbild dienen).

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Der erste Einsatz 

Da dank der clever konstruierten Halterung der Filter mit einem Handgriff entfernt werden kann, sind A – B Tests einfach und schnell realisierbar. Mit drei verschiedenen Mikrofonen, eines davon ein Stereo Mik, und zwei verschiedenen Sprechern (eine Dame, ein Herr), testeten wir den Reflection Filter in meinem an und für sich nicht besonders halligen Studio. Der Unterschied war klar hörbar, die Sprachverständlichkeit mit dem Filter um einiges erhöht. Der Effekt war inetwa gleich wie bei der Verwendung meiner oben erwähnten Wände.

 

Härtetest  

Wo hallt es mehr als in einer Kirche! Also stellte ich meine Testanordnung im Chor einer grossen leeren Kirche der Umgebung auf, hatte also hinter dem Mikrofon noch viel Raum. Ohne Umschweife hier die Testresultate: 

-        Bei einem Abstand zwischen Sprecher und Mikrofon von rund 20 cm ist der Effekt frappant, die Sprachverständlichkeit enorm verbessert. Natürlich ist auch mit dem Reflexion Filter eine Nachhallfahne hörbar – wir sind ja schliesslich in der Kirche – doch der gewünschte „Trockeneffekt“ ist erreicht.

-        Bei einem Abstand von 40 und mehr cm ist der Unterschied zwischen „mit“ und „ohne“ nur noch gering, im A/B-Vergleich noch gerade hörbar.

-        Spätestens ab 1 m ist auf der Aufnahme kein Unterschied mehr auszumachen, zumindest nicht, was den Hall betrifft. Es werden jedoch einige Frequenzen beeinflusst: mit dem Reflexion Filter fehlt die Luftigkeit, werden tiefere Frequenzen vordergründiger.

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Und noch was

Was für die Stimme gilt, funktioniert auch bei Instrumenten: Mit dem Reflexion Filter kann man auch unerwünschte Störgeräusche bei Close-up Mikrofonie zumindest stark ausblenden, und zwar wesentlich besser als mit einem extremen Richtmikrofon. Eine akustische Gitarre im selben Raum aufzunehmen wie das Schlagzeug wäre vorsichtig formuliert „schwierig“. Mit dem Reflexion Filter vor dem Schalloch und dem Mikrofon nur ein paar Zentimeter von den Saiten entfernt, war das Schlagzeug beinahe völlig ausgeblendet.

 

Fazit 

Der Reflexion Filter von sE unterdückt die Raumakustik nicht völlig, doch der versprochene Effekt wird hervorragend erreicht. Die Konstruktion ist äusserst stabil, die Einstellmöglichkeiten vielseitig, so dass er für alle Mikrofone verwendet werden kann. 

Wer etwas mit dem Reflexion Filter experimentiert, wird bald Einsatzmöglichkeiten entdecken, die weit über den „Sprecherkabinenersatz“ hinausgehen. 

Bei einem Verkaufspreis von CHF 425.00/ € 299.00 darf ich dem Reflexion Filter von sE ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis attestieren.

Christian Hunziker


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