Dornröschen erwacht


Endlich, ganze 12 Wochen nachdem wir unsere technische Ausrüstung in Santa Monica einer Transportfirma übergeben hatten, kamen die beiden Computer sowie der Rest unserer Habseligkeiten endlich in der Schweiz an. Eigentlich hätte sich der Transport in 5 Wochen abwickeln sollen … aber eben, "hätte"!

Nun konnte in der zweiten Maihälfte 2003 die originale Musicfarm (inmitten von Feldern und Wäldern, Kühen, Mardern, Füchsen und Hasen) aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden. Natürlich klappte auch in der gut organisierten Schweiz nicht alles auf Anhieb (ausser Steuer- und Swisscomrechnungen), doch Anfangs Juni waren die meisten Geräte funktionstüchtig vernetzt.

Das Schloss von Dornröschen muss ziemlich chaotisch gewirkt haben, als der kussfreudige Prinz ankam. Davon ist allerdings im Märchen nur zu lesen, dass er die wild gewachsene Dornenhecke mit seinem Schwert zurückschneiden musste.

Bei der Musicfarm war das doch noch dramatischer: Nicht nur hatte die Natur in den fünf Jahren versucht, Überhand zu gewinnen und alles zu überwuchern, auch im Innern des Hauses war nicht mehr alles wie zuvor: Die Standschäden waren grösser als angenommen. Abgesehen von den baulichen Renovationen: Ich hätte nie gedacht, dass sich Elektronik "selbst zerstören" kann.

Defekte Elektronik

Ein High End CD-Spieler (sogar in seiner Originalverpackung eingelagert), der zuvor problemlos funktionierte, ist nun "schrottreif", da schon nur die Suche nach dem Fehler im anscheinend defekten Netzteil teurer wäre, als eine Neuanschaffung. Man sagte mir, dass es höchstwahrscheinlich einer der 6 Kondensatoren sei – Kostenpunkt etwa 2 CHF. Doch das Öffnen des Geräts sowie das Auffinden des defekten Bauteils koste mindestens 80 CHF; das sei der Mindestansatz. Dazu kommen dann noch die Transportkosten.

Oder mein Tintenstrahldrucker/Faxgerät, seinerzeit für über 2000 CHF erstanden, empfängt unerklärlicherweise keine Faxe mehr. Auch hier wäre eine Fehlersuche teurer als eine Neuanschaffung, da Kombigeräte heute für unter 300 Franken zu haben sind – nur die benötigte Tinte ist teurer denn je.

Noch nicht aufgegeben habe ich die Fehlersuche bei einem Proteus/3, bei dem alles zu funktionieren scheint, ausser dass die Audioausgänge keinen Ton von sich geben. (Falls jemand einen ähnlichen Fall und dessen Lösung kennen sollte - ich bin für jeden Hinweis dankbar!)

Es ist nicht (nur) der finanzielle Aspekt, der mich stört, es ist die Situation unserer Wegwerfgesellschaft, in der Geräte produziert werden, die auch bei kleinsten Problemen nicht mehr repariert werden, da unsere Arbeitsstundenansätze dermassen hoch sind.

Analoges und digitales gemischt: Die MIDI-Ecke der Musicfarm 2003

Batteriewechsel

Und da ich annehme, dass bei vielen Lesern ebenfalls MIDI-Klangmodule rumstehen, noch diese Erfahrung: Ein Lob für Roland: Dank einer billigen, aber effizienten Batteriehalterung ist der Austausch der internen Stützbatterie problemlos, umsomehr als dass man auch die entsprechende Ersatzbatterie überall kaufen kann. Yamaha hingegen erhält ein herzhaftes Pfui: Die internen Batterien sind Spezialausführungen mit angenieteten Lötfahnen, die erstens schwer erhältlich und zweitens nur mit einem Lötkolben von der meist mühsam zugänglichen Platinenunterseite zu ersetzen sind. Gerne ginge ich zu einem der von Yamaha vorgeschlagenen "Fachhändler" um die Batterie ersetzen zu lassen, doch haben in den letzten fünf Jahren die meisten Musikfachgeschäfte in meiner Umgebung schliessen müssen. Und eine 50 km Fahrt (hin und zurück) plus eine zweistündige Wartezeit, nur um eine interne Batterie zu ersetzen scheint mir ein Verhältnisblödsinn.

A propos Batterien

Vor meiner Abreise glaubte ich, aus allen Geräten sämtliche nicht auslaufsicheren Batterien entfernt zu haben. Leider hatte ich bei einem Korg Speichermodul übersehen, dass es mit 6 AAA-Batterien gespiesen wurde. Es ist nun leider auch müllreif. Die austretende Säure hat so ziemlich alles zerfressen.

Ende gut …

Mittlerweile hoffe ich, alle Schäden entdeckt und grösstenteils behoben zu haben. Die Musicfarm kann – mit einiger Verspätung – nun endlich wieder auf volle Fahrt schalten. Ein paar interessante Artikel sind schon in Vorbereitung!

Christian Hunziker

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