Vibe Summit VIII

Vibe Summit - GroupNein, es war kein Aprilscherz und der unermüdliche Organisator Mal Sands musste es mehr als einmal wiederholen. Auch als er die Prominenten zum diesjährigen Vibraphon-Gipfeltreffen einlud, wurde er regelmässig gefragt, ob er es wirklich ernst meine. Dies sei halt das Risiko, wenn man einen Anlass wie den Vibe Summit an einem ersten April veranstalte.

Gruppenbild mit Vibraphon: Vibraphonisten um Dave Pike.

Der letztjährige Vibe Summit (den ich leider verpasst hatte) war am 5. Mai durchgeführt worden – mit wesentlich geringerem Erfolg, da der "Cinco de Mayo" das Grossereignis für alle Latinos ist und sämtliche Bands, von Jazz bis Salsa, das ganze Wochenende beschäftigt waren. Deshalb wurde der Grossanlass, der wie immer von Mal Sands organisiert und von der Los Angeles Jazz Society unterstützt wird, um einen Monat vorgezogen. Und da die meisten Musiker abends arbeiten, findet der Anlass von 13 bis 17 Uhr statt. (Mehr Details finden Sie in meinem ersten Vibe Summit Artikel).Dave Pike

Der Jubilar

Dave Pike war heuer der Jubilar und er fühlte sich neben den in L.A. niedergelassenen Dauergästen Terry Gibbs (77) und Larry Bunker (72) mit seinen 67 Jahren direkt als Jüngling. Ich fand es schade, dass der Ehrengast am wenigsten zur Unterhaltung beizutragen hat – Dave gab erst ganz zum Schluss der Veranstaltung, sozusagen als Zugabe, eine Kostprobe seines Könnens. Doch auch die weniger bekannten Vibraphonisten, die sich jeweils mit einem einzigen Stück profilieren konnten, waren (mit einer Ausnahme) gut bis ausgezeichnet. Die Grundlage für die ausgewogenen Darbietungen bildeten die drei Begleitmusiker Dave Mackay (p), Richard Simmon (b) und Paul Kreibich (dr), die mit viel Einfühlungsvermögen und grosser Routine die Jazzstandards begleiteten und selbst solierten. Es ist für mich immer wieder ein Erlebnis zu sehen und zu hören, wie Jazzmusiker ohne vorgängige Proben zusammen spielen und sich mehr oder weniger elegant aus "brenzligen" Situationen herausretten können.

Dave Pike spielte erst zum Schluss der Veranstaltung ein paar Stücke.

Höhepunkte

Für mich waren die beiden Höhepunkte auch diesmal die Darbietung von Larry Bunker, der zu Ehren des drei Tage zuvor verstorbenen John Lewis "Django" spielte ("eines der wenigen Stücke, das ich in meiner doch recht ausgedehnten Musikerlaufbahn noch nie spielen durfte", wie Larry meinte) und das Feuerwerk einer Ballade, das Terry Gibbs zum besten gab. Er habe etwas Schmerzen in der Schulter, meinte er. Der Arzt habe etwas von Arthritis oder Rheuma geschwafelt, doch er glaube, es sei einfach das Alter. Die Schulterschmerzen seien denn auch der Grund, warum er für den heutigen Anlass eine Ballade gewählt habe. Und dann legte er ein 10minütiges doubletempo Solo hin, das nicht nur technisch brilliant, sondern voller musikalischer Ideen und wunderschöner Melodielinien war – ein Genuss. Nach dem atemberaubenden Vortrag meinte er schmunzelnd, dass er gegen eine bedrückende Tatsache kämpfen müsse, die Tatsache, dass, wenn Lionel Hampton sterben sollte, er, Terry, der älteste überlebende Vibraphonist sein würde. Deshalb wünschte er auf diesem Wege Lionel Hampton eine gute Gesundheit und noch viele Lebensjahre.

Terry Gibbs

Die Veteranen Larry Bunker (links) und Terry Gibbs gehören nach wie vor zu den Vibraphon-Meistern.

Die rund 500 Anwesenden genossen neben der Musik auch das gut bestückte Buffet, dessen Ertrag zusammen mit dem Tombola-Erlös und der freiwilligen Spende von 10 $ pro Person für das "Jazz in Schools" Programm eingesetzt wird.

Christian Hunziker

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